Ein Beamter und sein Vollposten: Die perfekte Welt von Checco

Ein bewährtes Team: Hauptdarsteller Checco Zalones (l.) mit Regisseur Gennaro Nunizante
Ein bewährtes Team: Hauptdarsteller Checco Zalones (l.) mit Regisseur Gennaro Nunizante(c) Stanislav Jenis
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Checco Zalones „Der Vollposten“ ist der bisher kommerziell erfolgreichste italienische Film. Er nimmt sämtliche Italien-Klischees auf die Schippe.

Eine stressfreie, pragmatisierte Beamtenstelle gibt man nicht auf – auch, wenn es lukrative Abfertigungsangebote der Ministerien hagelt. So sieht das Checco (Checco Zalone), der in der italienischen Komödie „Der Vollposten“ (seit Freitag im Kino) an seinem Job als Jagdscheinabstempler in der Provinz hängt. Was folgt, ist ein Krieg mit der eiskalten Beamtin Dr. Sironi (Sonia Bergamasco).

Schließlich steht Checco der neuen Verwaltung bei ihren Reformbemühungen im Weg, weshalb diese ihren aufmüpfigen Mitarbeiter mit Versetzungen in die Pampa zur Aufgabe bewegen will. Und so geht es in schnellem Tempo von Südtirol über Sardinien bis nach Lampedusa.

In Italien ist der Film von Regisseur Gennaro Nunziante unter dem im Vergleich zum deutschen „Der Vollposten. Avanti Beamti“ weit originelleren Titel „Quo vado?“ („Wohin gehe ich?“) zum Publikumshit avanciert und hat vergangenes Jahr selbst „Star Wars – Episode VII“ an den Kinokassen hinter sich gelassen. Das liegt nicht zuletzt am Charme von Komiker Checco Zalone in der Hauptrolle, der das Geschehen mit schlafwandlerischer Leichtigkeit dominiert und in der Synchronfassung von Bastian Pastewka gesprochen wird. Den enormen Erfolg der Komödie in Italien führen Checco Zalone und Regisseur Gennaro Nunziante, die schon mehrfach zusammengearbeitet haben, auf das Identifikationspotenzial mit der Hauptfigur zurück. Das Bild eines unkündbaren Beamten, der nur das Notwendigste arbeitet und keinerlei persönlichen Einsatz zeigt, sei schließlich den meisten nicht unbekannt.

„Die Mischung aus Realität und Überspitzung war die große Herausforderung bei dieser Geschichte“, sagt Nunziante. „Natürlich mussten wir Checcos Figur übertreiben, aber nicht so weit, dass es ins Groteske abdriftet und unglaubwürdig wirkt.“ Ein weiteres Geheimnis dürfte laut Zalone das Happy End der Geschichte sein. „Meine Figur macht ja eine sympathische Entwicklung durch. Aus einem gleichgültigen, geradezu ignoranten Mann wird jemand, der am Ende Initiative zeigt und Verantwortung übernimmt.“

Obwohl der Film im Original zu einem Gutteil auch über den Wortwitz funktioniert, raten sowohl Zalone als auch Nunziante davon ab, ihn in der Originalfassung zu sehen. „Ich selbst sehe fremdsprachige Filme auch immer synchronisiert“, sagt Nunziante. „Untertitel irritieren mich immer. Das ist so, als würde ich einen Nachrichtensender sehen, auf dem unten ständig Neuigkeiten eingeblendet werden.“

Remake in Frankreich

Dass „Der Vollposten“ den italienischen Film, der in den vergangenen Jahren europaweit etwas an Bedeutung verloren hat, wieder attraktiver macht, ist eine große Hoffnung des Regisseurs. „Zu lang wurden in Italien lediglich Filme gemacht, die nur für den italienischen Markt produziert wurden und daher nur dort funktioniert haben“, meint Nunziante. „In Frankreich hingegen wird großer Wert darauf gelegt, dass ihre Filme universelle Themen behandeln. Was der Grund dafür ist, dass der französische Film in Europa so erfolgreich ist. Einen solchen Weg sollten wir auch in Italien einschlagen.“ Erste Anzeichen dafür gebe es bereits.

Apropos Frankreich: Dort hat man bereits Interesse an einem Remake des Films gezeigt. „Unseren Film in einer französischen Fassung zu sehen wäre natürlich großartig“, sagt Zalone. „Noch mehr würde mich aber freuen, eine österreichische Version zu sehen. Das Verhältnis der Bevölkerung zu den Beamten soll ja auch in Wien ein ganz spezielles sein.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2016)

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