30 Jahre Begleiter von Udo Jürgens: „Eine Big Band ist kein Star“

Pepe Lienhard ZDF Livesendung Willkommen bei Carmen Nebel aus dem Berliner Veledrom am 01 10 2016
Pepe Lienhard ZDF Livesendung Willkommen bei Carmen Nebel aus dem Berliner Veledrom am 01 10 2016(c) imago/eventfoto54 (imago stock&people)
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Pepe Lienhard hatte nie ein Problem damit, nicht in der ersten Reihe zu stehen. Seine Big Band geht nun mit einer Hommage an Udo Jürgens auf Tour.

James Last, der sei vielleicht eine Ausnahme gewesen. „Der hat einen Sound kreiert und Dimensionen erreicht wie keine andere Big Band.“ Doch Pepe Lienhard, der mit seiner Big Band 30 Jahre lang Udo Jürgens musikalisch begleitet hat, hatte nie ähnliche Ambitionen, im Rampenlicht ganz vorn zu stehen. „Eine Big Band ist kein Star“, meint der Schweizer. Das sei ihm klar gewesen, als er seine Band gründete. „Da habe ich gewusst, dass ein großer Teil meiner Arbeit die Begleitung von Sängern sein wird. Das ist ein ganz normaler Job.“

1980 war das, als er mit dem Orchester startete. Zuvor war er mit einem nach ihm benannten Sextett aufgetreten, hatte Schallplatten aufgenommen und landete 1977 beim Song Contest mit dem Titel „Swiss Lady“ auf dem sechsten Platz. Natürlich hatte er damals schon einen Manager – und genau der brachte ihn schließlich mit einem seiner wichtigsten Weggefährten zusammen. „Es war ein glücklicher Zufall, dass Udo Jürgens sein Management gewechselt hat und zu Freddy Burger in die Schweiz gekommen ist. Da waren wir im gleichen Stall.“

Ohne Udo Jürgens, meint Lienhard, hätte er seine große Band nie so lang halten können. „Eine Big Band ist teuer. Und wir haben quasi eine Jobgarantie gehabt.“ Aber es war nicht nur die Arbeit, es war auch die Person, die Lienhard beeindruckte. „Udo hat zu jeder Situation im Leben ein Lied gehabt – zur ersten Liebe, zu Hochzeit, Scheidung, erstem Kind, Job, Jobverlust, und das mit gescheiten Texten.“ Er habe gezeigt, was Musik jemandem bedeuten könne. „Seit er nicht mehr da ist, schreiben viele Leute mich an. Da merke ich, was für eine Bedeutung er für die Menschen gehabt hat.“

Das ist mit ein Grund, warum er auch weiter Nummern des Ende 2014 verstorbenen Komponisten und Sängers in seinen Programmen einbaut. Wenn er Ende Oktober mit seinem Programm „Swing Live“ auf Tour geht, ist darin auch eine Hommage an Udo Jürgens enthalten. Und sonst, wie der Titel schon sagt, viel Swing. Das ist auch die Musikrichtung, die Lienhard immer schon begeistert hat. „Ich war immer in Richtung populärer Musik. In den 1970ern hatte meine Band schon Anzüge an – da haben die Hardcore-Jazzer schon gelästert.“ Aber Glenn Miller, Benny Goodman oder Count Basie würden dem Gedanken von Jazz keineswegs widersprechen. „Das war immer mein Credo – es ist populärer Jazz, aber er muss auch gut gespielt werden.“

Und offenbar war die Band gut genug, um mit zahlreichen Spitzenmusikern gemeinsam auf der Bühne zu stehen. „Wir waren 1983 und 1984 die Hausband im Sporting Club in Monte Carlo, da trat auch jedes Wochenende ein Weltstar auf.“ Unter anderem war da der Rotkreuz-Ball, bei dem man mit Frank Sinatra spielte. Auch mit Sammy Davis Jr. trat Lienharts Big Band mehrmals auf. „Gerade die Topleute waren so was von normal“, erzählt der Bandleader. Er habe mit so vielen deutschen Schlagersängern gespielt – „da hat man eine ganz andere Überheblichkeit erlebt in der zweiten und dritten Garnitur“.

Besonders beeindruckend sei auch die Zusammenarbeit mit Quincy Jones gewesen. „Der ist mein Hero, seit ich denken kann.“ Zuletzt spielte man im heurigen Juli gemeinsam – und Jones habe beim letzten Lied dirigiert, während Lienhard sich in die Band gesetzt und mitgespielt habe. „Das war schon ein Traum, mit dem Godfather of American Music zu spielen.“ Aber auch für moderne Musik kann er sich begeistern – zuletzt war er etwa bei einem Konzert von Adele. „Da war ich hin und weg – die ist richtig gut.“

„Immer noch gern on the road“

Mit Hip-Hop kann er allerdings weniger anfangen, „da will ich mich gar nicht anbiedern und einen auf jung machen“. Wobei, pensionsreif fühlt er sich auch mit mittlerweile 70 nicht. „Wenn man nicht mehr stehen kann, steht man auch nicht mehr auf der Bühne. Und wenn einen das Publikum nicht mehr hören will, spielt man eben zu Hause. Aber sonst gibt es keinen Grund aufzuhören.“ Denn so gern er zu Hause bei seiner Frau sei, „so gern bin ich immer noch on the road“.

ZUR PERSON

Pepe Lienhard (* 1946) wurde als Gründer der Big Band Pepe Lienhard Orchester bekannt, die 30 Jahre lang Udo Jürgens begleitete. Daneben spielte er u. a. Konzerte mit Frank Sinatra und Sammy Davis Jr. Zuvor hatte er mit dem Pepe Lienhard Sextett mehrere Platten aufgenommen, 1977 erreichte die Band beim Song Contest mit dem Titel „Swiss Lady“ den sechsten Rang.


Konzerte:
Fr, 4. November, St. Pölten, VAZ; Sa, 5. November, Wien, Stadthalle; So, 6. November, Graz, Stadthalle

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2016)

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