"Wir füllen eine Lücke im System": Die Netzwerkerin kranker Kinder

(c) Stanislav Jenis
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Sonja Klima ist seit sechs Jahren Geschäftsführerin der Kinderhilfe Österreich. Ihren Namen und Einfluss nutzt sie, um Geld aufzutreiben.

Wäre die Bezeichnung Netzwerken nicht etwas negativ konnotiert, wäre sie für Sonja Klima der perfekte Begriff, um ihre Aufgaben als Geschäftsführerin der Kinderhilfe Österreich zu beschreiben. Charity-Lady, wie die Volksschullehrerin gelegentlich in den Medien genannt wird, hört sie genauso ungern wie Präsidentin, die sie formal ist, weil jeder Verein einen Präsidenten braucht.

Netzwerkerin deshalb, weil ihre (Vollzeit-)Tätigkeit vor allem aus, wie sie sagt, „Termine vereinbaren, sich mit Sponsoren treffen und in jeden einzelnen Schritt beim Bau eines Kinderhilfehauses involviert sein“ bestehe. Dabei gibt es rechtzeitig zum Internationalen Tag der Kinderrechte am kommenden Sonntag gute Nachrichten. Die Finanzierung für drei neue Ronald McDonald-Häuser – die Kinderhilfe ist eine Stiftung der Fastfoodkette McDonald's – in Wien, Salzburg und Innsbruck befindet sich auf einem sehr guten Weg. Bis 2019 sollten alle eröffnet sein.

Rund vier Millionen Euro betragen die Kosten für ein Haus in Kliniknähe, in dem Familien während der Behandlung ihrer schwer kranken Kindern wohnen dürfen. Jährlich nutzen in den bestehenden vier Häusern etwa 900 Familien dieses Angebot. Wer es sich leisten kann, zahlt sechs Euro pro Tag. Wer nicht, darf kostenlos darin wohnen. „Wir füllen mit diesen Häusern eine Lücke im Sozialsystem“, sagt Klima. „Wir haben zwar eine sehr gute Gesundheitsversorgung, aber sie ist nicht perfekt. Wer keine private Zusatzversicherung hat, kann nicht in der Nähe seines Kindes sein, wenn es im Krankenhaus bleiben muss. Hier springen wir ein.“ Das sei wohl auch einer der Gründe für das Entgegenkommen der politisch Verantwortlichen – etwa bei den de facto kostenlos zur Verfügung gestellten Grundstücken. „Denn“, so Klima, „andernfalls müsste der Staat selbst für diese Versorgung aufkommen, was ihn viel teurer kommen würde.“ Ein weiterer Trumpf sei natürlich ihre Prominenz als Ex-Frau des früheren Bundeskanzlers Viktor Klima: „Es wird einem eher zugehört, und man wird auch ernster genommen, wenn man einen bekannten Namen hat.“

Finanziert wird die Kinderhilfe Österreich ausschließlich aus Spenden. Allein im vergangenen Jahr kamen rund 2,5 Millionen Euro herein – einen beträchtlichen Teil machen die Spenden bei der jährlichen Kinderhilfe-Gala im Herbst aus, diesmal waren es vor zwei Wochen 635.000 Euro – erzielt beispielsweise durch Versteigerungen und einer Tombola.

„Egal, woher das Geld kommt“

„Die Spendenbereitschaft sowohl großer Unternehmen als auch von Privatpersonen ist seit 2010 von Jahr zu Jahr gestiegen, wobei alle immer dasselbe sagen: Nämlich, dass sie gern helfen, weil sie sehen, wohin das Geld fließt“, sagt Klima. „Lediglich sieben Prozent der Spenden werden für die Administration benötigt, der Rest landet in unseren Häusern, in denen ein Hausleiter und eine Vertretung beschäftigt sind, alle anderen sind Ehrenamtliche.“ Sie alle hätten denselben Antrieb wie sie, um ihre Zeit Familien von schwer kranken Kindern zu schenken: das Gefühl, effektiv geholfen zu haben.

„Wenn man einmal eine solche Familie begleitet hat, werden alle Sorgen des Alltags zu Nichtigkeiten. Wenn ich daran denke, wir einst eine Mutter zu mir kam und mir erzählte, dass ihre Tochter seit heute krebsfrei ist, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut“, sagt Klima. „Daher ist mir auch egal, von welchen Konzernen oder über welche Kooperationen das Geld kommt. Wichtig ist nur, dass geholfen wird.“

ZUR PERSON

Sonja Klima übernahm 2010 die Geschäftsführung der Ronald McDonald Kinderhilfe Österreich. Diese baut und betreibt seit 30 Jahren Häuser in unmittelbarer Nähe von Kinderkliniken und bietet Familien schwer kranker Kinder ein Zuhause auf Zeit. Als Ex-Frau des früheren Kanzlers Viktor Klima nutzt Sonja Klima ihre Bekanntheit, um zu netzwerken und Spenden zu sammeln. Derzeit werden drei neue Häuser gebaut.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2016)

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