Falco und die Zucchini-Quiche

 Schlagzeug spielt Wanda Weg schon seit Studienzeiten, in der Küche steht sie heute gern, um „bei sich“ zu sein. Fürs Foto lässt sich das auch verbinden.
Schlagzeug spielt Wanda Weg schon seit Studienzeiten, in der Küche steht sie heute gern, um „bei sich“ zu sein. Fürs Foto lässt sich das auch verbinden.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Multitaskerin Wanda Weg hat ein Kochbuch mit heimischer Tracklist herausgebracht: über die Verbindung von Musik, Essen und Lebensphilosophie.

Warum zu Falco ausgerechnet die Zucchini-Quiche passt, das, sagt Wanda Weg, sei eine längere, aber nicht wichtige Geschichte, die irgendwie mit Falcos Mutter und einer Diskussion über das Gemüse zu tun hat. Tatsache ist, dass Wanda Weg in ihrer Zeit als Schlagzeug spielendes Model für Falcos „Titanic“-Promotion-Tour angeheuert worden war. Seither verbindet sie Zucchini mit Falco, und „Hoch wie nie“, das ist ihr Lieblingslied, ergo empfiehlt sie selbiges zum Rezept.

Überhaupt hat Wanda Weg ziemlich viele Lieblingslieder, und auch viele Lieblingstexte, aus denen sie ihre Lebensphilosophie zieht. Den Anstoß zum Kochbuch „Schmatzfatz“ habe demnach der Nino aus Wien gegeben, mit seinem Lied übers „Vollenden“. So sei der Entschluss gefallen, ihre Rezepte, die ständig variieren, endlich fix niederzuschreiben. Ähnlich ist auch ihre Liebe zum Backen entstanden: Als flatterhafte Natur an einer Sache zu arbeiten und diese abzuschließen sei eine Charakterübung gewesen. Backen als Meditation, Kochen als logische Folge.

Hier empfiehlt sich vielleicht ein kleiner Einschub über Wanda Wegs Lebenslauf, der oben erwähnter Natur zufolge nur schwer in eine Chronologie zu bringen ist. Sie sei immer eine Multitaskerin gewesen, sagt die 48-Jährige. Eckpunkte sind die Ausstattung für Dolezal & Rossacher-Musikvideos, Jahre in London, wo sie ebenfalls Videos ausstattete, gleichzeitig in einer Band spielte und, weil die Stadt ein teures Pflaster ist, mit dem Catering begann. Unter dem Namen „Better than Sex“ verköstigte sie die Kreativbranche.

Zurück in Wien brauchte eine Bekannte Brownies für die winterlichen Iglus im Museumsquartier. Später war ihr Mann, Touristiker Gregor Kadanka, gemeinsam mit dem Rechtsphilosophen Christoph Kletzer einer der Mitbegründer des Radlager Palazzo in seiner stationären Form in der Operngasse, einer Mischung aus Vintage-Rennrädern und ausgewähltem italienischem Espresso. Die Weg fortan um kleine Speisen ergänzte, deren Rezepte sie von ihren Reisen mitgebracht hat. Das Radlager ist seit Kurzem verpachtet, doch Weg bleibt „Caterin und Love Connection-Managerin“, wie sie Nicole Adlers neuer „Wien for Women only“-Führer tituliert.

Menschen zusammenzubringen, das liege ihr, bestätigt sie in ihrem Wiedner Altbauwohnzimmer, wo sie zuvor mit Freunden eine morgendliche Yogastunde absolviert und dann fürs Foto am Schlagzeug zu ihren Kochlöffeln gegriffen hat. Das gemischte Talent soll übrigens in der Familie liegen. Schon ihre Oma war Schauspielerin und Lebenskünstlerin, arbeitete in der Marietta-Bar, floh als 15-Jährige vor den Nazis, brachte es später zu zwei Hotels am Wörthersee und in Obertauern (in Letzterem spielten die Beatles, als sie „Help“ drehten, ihr einziges Österreich-Konzert) – und kochte gern für Freunde und Familie.

 Wanda Weg „Schmatzfatz“ Mit Illustrationen von Johanna Lakner Metroverlag 92 Seiten, 24 Euro
Wanda Weg „Schmatzfatz“ Mit Illustrationen von Johanna Lakner Metroverlag 92 Seiten, 24 Euro(c) Beigestellt

Die doppelte Gravitation Wiens

Liebevoll und witzig illustriert hat das Buch Wanda Wegs Freundin Johanna Lakner, eine Kostümbildnerin, die etwa lang für das Burgtheater gearbeitet hat, für Künstler wie Erwin Wurm oder Anselm Kiefer Dinge umsetzt, die mit „Stofflichkeiten“ zu tun haben – und die über der Arbeit ihre Leidenschaft für Illustration entdeckt hat.

Die Musik, die Wanda Weg empfiehlt, stammt übrigens – „think global, act local“ – nur von österreichischen Musikern (von Arik Brauer über ihre Freunde von Fuzzman und Naked Lunch bis Bilderbuch). Und soll der „doppelten Gravitation Wiens“, die einen nicht nur physisch, sondern auch psychisch nach unten ziehe, entgegenwirken. Ihr als Kärntnerin (was man aber „nicht laut sagen“ darf) sei das Jammern der Hauptstädter mitunter zu viel. Kochen bei Musik sei da eine gute Übung, sich positiv zu stimmen. Und eine gut gewärmte Küche allein doch schon Grund genug, ziemlich dankbar zu sein. Erst recht, wenn man darin Süßkartoffel-Linsen-Suppe kocht und Skeros Empfehlung hört: „Gfrei di einfoch dass d' lebst.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2016)

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