70 Jahre Landeskaiser: Wenn die Familie Pröll feiert

 Kirche, Kultur, Politik, Wirtschaft und Sport: Bei der Feier für Erwin Pröll (im Bild mit seiner Frau Sissy) hieß es nicht, wer ist da, sondern wer ist nicht da? Im Bild Kardinal Christoph Schönborn und Schauspielerin Ursula Strauss.
Kirche, Kultur, Politik, Wirtschaft und Sport: Bei der Feier für Erwin Pröll (im Bild mit seiner Frau Sissy) hieß es nicht, wer ist da, sondern wer ist nicht da? Im Bild Kardinal Christoph Schönborn und Schauspielerin Ursula Strauss.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll feierte im Stift Göttweig vorab seinen 70. Geburtstag: Rund 3000 Gäste kamen.

Göttweig. Das Eröffnungslied der zweistündigen Messe in Stift Göttweig war programmatisch: „Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken? Wem künd' ich mein Entzücken, wenn freudig pocht mein Herz? Zu dir, zu dir, o Vater, komm ich in Freud und Leiden, du sendest ja die Freuden, du heilest je den Schmerz.“ Das Stück von Franz Schubert passte perfekt für die Geburtstagsfeier und die von Erwin Pröll erwünschte Messe, die irgendwo zwischen Hochamt, Volksfest und Familienfeier angesiedelt war.

Mit den anwesenden Äbten und Geistlichen hätte man ein kleines Konzil, mit den Landeshauptleuten die dazugehörige Konferenz, mit den ÖVP-Politikern den Parteivorstand und mit den niederösterreichischen Landesräten, Gemeinderäten, ÖVP-Funktionären und Bürgermeistern den Wahlkampfauftakt feiern können. Dass viele genau das wollen, war auch Thema auf dem Fest, zu dem tatsächlich bis zu 3000 Gratulanten gekommen waren: Erwin Pröll solle oder könne 2018 – oder vorverlegt 2017 – noch einmal antreten. Gleich mehrere hohe Geistliche wiesen humorvoll darauf hin, dass 70 doch kein Alter sei. Zumindest nicht in der Kirche.

Auffällig war die klare Betonung der Familie in Messe und Feiern: Pröll bedankte sich eindrücklich für die Unterstützung seiner Familie und seiner Frau. Die dankten ihm mit emotionalen Fürbitten, etwa dass die Prölls „eine ganz normale Familie mit allen Sorgen und Nöten“ seien, die auch andere hätten. Und dass das öffentliche Leben „unseres Vaters beziehungsweise unserer Eltern“ mitunter „eine große Herausforderung“ darstelle, die zu bewältigen gewesen und noch sei. Die Familie hält zusammen.

Und das scheint in Niederösterreich auch die Politik zu betreffen: Die Partei folgte ihrem Vater bedingungslos. Das war am Wochenende in Göttweig unübersehbar. Freilich las ein Sohn Prölls das Leitgedicht der Familie, das man auch ganz anders deuten kann. In Hermann Hesses „Stufen“ heißt es: „Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne. Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ (Reinhold Mitterlehner hatte übrigens just diese letzte Passage zum Amtsantritt Christian Kerns zitiert.)

„Der Herrgott hat's ganz schön gut mit mir gemeint“, sagte Pröll und sprach von „glücklichen sieben Jahrzehnten“: Er wurde am 24. Dezember 1946 in Radlbrunn (Bezirk Hollabrunn) in eine Weinbauernfamilie geboren. Seine Familie hatte ihm eine Ausbildung ermöglicht, was damals nicht selbstverständlich gewesen sei. Das Weingut in Radlbrunn gibt es übrigens weiterhin: Es wird von Prölls Neffen Andreas geführt. (no)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2016)

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