Ein Film als Visitenkarte

Nadiv Molcho wusste von Anfang an, dass er seinen ersten Film in Wien drehen würde. Hier posiert er am Naschmarkt, gleich hinter dem Familienlokal der Molchos, dem „Neni“.
Nadiv Molcho wusste von Anfang an, dass er seinen ersten Film in Wien drehen würde. Hier posiert er am Naschmarkt, gleich hinter dem Familienlokal der Molchos, dem „Neni“.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Wiener Nadiv Molcho bringt mit „History of Now“ seinen ersten Film in die Kinos. Damit will er sich als Schauspieler und Filmemacher vorstellen.

So mancher Künstler mit berühmten Vorfahren ist zu Beginn seiner Karriere vor allem mit einer Sache beschäftigt: Darauf zu achten, nur ja nicht mit der prominenten Mama oder dem bekannten Papa in Verbindung gebracht zu werden. Manche geben sich gar einen anderen Namen, so sie nicht ohnehin das Glück haben, anders zu heißen. Andere lassen vor Interviews über das Management ausrichten, dass Fragen zu den Erzeugern unerwünscht sind.

Nadiv Molcho ist da anders. Er versteckt seine Herkunft nicht, prahlt auch nicht mit ihr – seine Familie ist einfach da. Und zwar auch in seinem neuen, seinem ersten Spielfilm „History of Now“. Seine Mutter, die Köchin und Gastronomin Haya Molcho hat darin ebenso eine Gastrolle wie sein Vater, der Pantomime Samy Molcho und sein ältester Bruder Nuriel Molcho. Gedreht wurde in den Lokalen der Molchos. André Heller, ein Freund der Familie, steuerte ein Gedicht bei und dessen Sohn Leftboy ein Lied (bei dem übrigens weder der Künstler- noch der bürgerliche Name auf den berühmten Papa hinweisen). Drei Jahre hat Nadiv Molcho an dem Film gearbeitet. Eineinhalb Jahre lang lag er dem Wiener Filmverleih Thimfilm in den Ohren, seinen Film auch hierzulande zu zeigen. Am Freitag (dem 24. Februar) kommt er in die Kinos.

Molcho ist 27, der jüngste von vier Söhnen und der einzige, der nicht in den Gastronomiebetrieb der Mutter eingestiegen ist, sondern früh seiner Leidenschaft Schauspielerei nachgehen wollte. Schon als knapp Zehnjähriger hatte er eine erste Rolle in einer NBC-Serie; erst nach der Matura in Wien zog er für das Schauspielstudium nach New York; seither pendelt er zwischen Los Angeles und Wien. Diverse Rollen (u. a. in der Serie „Altes Geld“, im Film „Klimt“) und Werbeauftritte hat er bereits sammeln können, aber die erste Hauptrolle in einem Spielfilm hat er sich selbst gegeben. Derzeit arbeitet er an seinem zweiten Spielfilm, dem Thriller „Lapdog“, und hat kürzlich sein erstes Kabarettprogramm herausgebracht. Als das (Langzeit)Projekt seines Lebens bezeichnet er das Biopic über seinen Vater.

In „History of Now“ spielt er den ängstlich-neurotischen Autor Eli, der sich in die impulsive-verspielte Köchin Maya verliebt. Dass er in dem Film nicht nur die Hauptrolle übernommen hat, sondern Regisseur und Co-Produzent war, sei durchaus Absicht gewesen. Er wollte mit dem Film zeigen, was er kann. „Das ist die perfekte Plattform, um mich zu präsentieren“ sagt er, während er im Stammlokal seiner Familie, dem Neni am Naschmarkt, eine Melange trinkt.

Außerdem sollte der Film in Wien spielen. „Das war klar. Da war ich schneller als der Woody Allen.“ Und auf Englisch gedreht werden. „Deutsch ist zwar meine Muttersprache, aber ich träume auf Englisch.“ Die Jahre an englischsprachigen Schulen in Wien haben Spuren hinterlassen. Dass der Film zu einem „Familybusiness“ wurde, habe Vor- und Nachteile gehabt. Es sei nicht nur angenehm, enge Freunde und Verwandte um Ruhe oder Aufmerksamkeit bitten zu müssen. Andererseits würden gewisse Szenen und die Zeit der Dreharbeiten zu ganz besonderen Momenten, wenn man die handelnden Personen alle gut kennt.

Die Liebe der Eltern

„History of Now“ ist in erster Linie ein fast schon anstrengend romantischer Liebesfilm, der mit seinen glatten Bildern aus Wien und Marokko, dem zweiten Drehort, vermutlich gerade die Generation Instagram ansprechen wird. Die Liebe des jungen Paares ist so rein, dass sie bisweilen naiv wirkt, auch wenn sie während einer Marokko-Reise Risse bekommt. In zweiter Linie spiegelt Molcho aber die Liebesgeschichte seiner Eltern. Die Hauptfigur Maya (gespielt von der israelischen Schauspielerin Aya Beldi) ist leidenschaftliche Köchin. Mit ihrem lockigen Haar und ihrer impulsiven Warmherzigkeit erinnert sie an Haya Molcho; so wie Nadiv Molcho in seiner Rolle als Eli an seinen jungen Vater.

AUF EINEN BLICK

Nadiv Molcho, 27, ist der jüngste von vier Söhnen der Gastronomin Haya und des Pantomimen Samy Molcho. Der Schauspieler arbeitete mit Unterstützung von Freunden und Familie drei Jahre an dem Low-Budget-Liebesfilme „History of Now“, bei dem er Regie führte, Produzent und Hauptdarsteller war. Co-Produzent: Marcello Demner.

„History of Now“: ab 24. Februar in den heimischen Kinos. Mit u. a. Aya Beldi. Lea Wolfram, Kai Hillberand und Gastrollen von Haya, Nuriel und Samy Molcho.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2017)

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