Alternative aus dem Waldviertel: Folie aus Bienenwachs

(c) Jaus'nwrap/ Benedikt Wurth
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Eigentlich produziert Benedikt Wurth im Waldviertel Ohrenkerzen. Mit dem Jaus'nwrap stellt er nun auch eine Alternative zur Frischhaltefolie vor.

Am vorigen Wochenende war Benedikt Wurth auf dem Münchner Heldenmarkt. Und seither ist sein beschauliches Leben im Waldviertel vorerst nicht mehr ganz so beschaulich wie zuvor. Auf besagtem Heldenmarkt, einer deutschen Messe für nachhaltigen Konsum, hat Wurth nämlich sein neuestes Produkt vorgestellt. Und, anders als etwa sein Sandmalstift für Mandalas mit Handymotor, stößt der Jaus'nwrap auf großes Interesse. Er sei ja eigentlich nur wenig auf Facebook, sagt Wurth und ist am Telefon gleich einmal per Du. Aber seit das Magazin „Utopia“ diese Woche über ihn berichtete, wird die Nachricht von seinem Wachstuch in den sozialen Medien geteilt, trudeln neue Anfragen ein, läutet trotz des schlechten Empfangs das Handy. Was Wurth bietet, ist so simpel wie zeitgeistig: „Die neue plastikfreie Alternative zu Frischhaltefolie ist bio und kommt aus Österreich“, hat „Utopia“ getitelt. Es handelt sich dabei um ein wachs- und harzgetränktes Bienenwachstuch, das immer wieder verwendet werden kann.

Die Grundidee, Wachstuch oder Wachspapier, ist dabei freilich nicht gerade neu, und auch wachsgetränkten Stoff als explizite Alternative zu Plastik und Alu in der Küche gibt es schon als Produkt, etwa vom US-amerikanischen Start-up Bee's Wrap, das 2012 in Vermont gegründet wurde – und dem der Jaus'nwrap auch unübersehbar ähnelt. Seine Frau, Rosa-Maria, erzählt Benedikt Wurth, habe ihn darauf aufmerksam gemacht. Er habe sich eigentlich nicht dafür interessiert, dann doch eine Packung dieser Tücher bestellt – und befunden, sich an einer regionalen Variante zu versuchen.

Harz aus dem Triestingtal

Studiert hatte Wurth dabei an der Wiener Boku Umwelt- und Bioressourcenmanagement, seine Diplomarbeit am Ende über Produktgestaltung geschrieben. Da war er mit seiner Frau, einer Sonder- und Heilpädagogin, freilich schon wieder ins Waldviertel zurück gekehrt: Die beiden Kinder sollten wie sie selbst in Freiheit und Natur aufwachsen. Als Sohn eines Imkers hat Wurth schon früh eine Website für die Produkte der Eltern gebaut, die Kerzen und Ohrenkerzen vertrieben. Mittlerweile verdient Wurth selbst sein Geld damit, hat sich Wissen um Wachs und Stoff längst angeeignet. Die Jausentücher, mit denen man halbe Gurken einwickeln oder Schüsseln abdecken können soll, seien trotzdem eine Herausforderung gewesen.

„Ich habe lang herumexperimentiert, bis ich zufrieden war“, sagt Wurth über die Arbeit mit den verschiedenen Naturprodukten. Er verwendet Biobaumwolle aus einer deutschen Weberei. Eigentlich habe er Mühlviertler Leinen nehmen wollen, aber da käme der Flachs von großen Anbietern aus dem Ausland. Das Wachs kommt von Bioimkern aus der Region, das Baumharz aus dem Süden von Wien. Dort gibt es die letzten Pecher Mitteleuropas, im Triesting- und Piestingtal den größten zusammenhängenden Schwarzkiefernwald der Welt. Botaniker bezeichnen die Art gern als Pinus nigra austriaca. Ihre besondere Eigenschaft: Sie schwitzt gern. Schon die Römer verwendeten das Harz der Föhren als Klebemittel.Die Klebefähigkeit ist nun auch für die nachhaltige „Folie“ wichtig. Durch die Handwärme, so die Anleitung, werde das Material warm und lasse sich gut um das Essen wickeln. Die nächsten Schritte? Da ist Wurth entspannt. Die Sache solle sich „organisch“ entwickeln. „Priorität ist nicht möglichst schnell viel Geschäft. Auch Zeit ist mir wichtig.“

AUF EINEN BLICK

Benedikt Wurth (34) hat an der Boku Umwelt- und Bioressourcenmanagement studiert und lebt mit seiner Familie im Waldviertel. Jaus'nwraps sind in Wachs und Harz getränkte Tücher, mit denen man Brot, Käse, Gemüse und Obst (kein Fleisch) einwickeln oder Schüsseln abdecken kann. Gewaschen werden sie mit kaltem Wasser und Spülmittel, so halte ein Tuch rund zwei Jahre. Derzeit erklärt Wurth seine Produkte auf Märkten wie dem Feschmarkt, sonst sind sie um 8 bis 19 Euro online erhältlich. www.jausnwrap.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2017)

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