Ein Biergreissler für die Josefstadt

Vor zwei Jahren hat Max Gaspar solche Biere kaum getrunken, nun ist er „Biergreissler“.
Vor zwei Jahren hat Max Gaspar solche Biere kaum getrunken, nun ist er „Biergreissler“. (c) Katharina Fröschl-Roßboth
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Max Gaspar hat kürzlich seine Biergreisslerei eröffnet. Auf Craft Beer lässt er sich nicht limitieren – und will Wissen ums gute Bier verbreiten.

Das unvermeidliche Craft Beer. Just, wenn man meint, der Hype hätte langsam seinen Höhepunkt wieder hinter sich, da sperren in Wien noch immer neue Biergeschäfte auf. „Craft Beer“ steht also auch bei Max Gaspar in der Josefstädter Lederergasse auf dem Schild vor seiner „Biergreisslerei“. Dabei ist er mit dem Trendbegriff vom handgebrauten, dem crafted, Bier, gar nicht einmal so glücklich. Eigentlich, sagt er, wollte er sich das inflationäre „Craft Beer“ ganz sparen. Schließlich denken die Leute da stets an wenige bestimmte Sorten, das India Pale Ale zum Beispiel. Er will auch andere, „normale“ Biertypen von kleinen Brauereien anbieten, die man gewöhnlich nicht zum Craft Beer zählt.

„Aber bestimmte Leute kriegst du halt nur mit diesem Stichwort“, sagt er, und spricht davon, dass das Wissen ums gute Bier allen Hypes und Trends zum Trotz immer überschaubar sei. Und für manche Bierliebhaber, denen das Getue um Bierverkostungen usw. schon eher auf die Nerven gehe, sei „Craft Beer“ mittlerweile fast abschreckend. Max Gaspar will jedenfalls nun mit seinem Geschäft in der Josefstadt eine Anlaufstelle für Bierinteressierte aller Art sein. Seit er vor rund zwei Monaten eröffnet hat, führt er nun 350 Biere aus 20 Ländern, Literatur ums Bier, Selbstbrauer-Sets und Ähnliches.

Dabei ist er selbst eher erst kurz in die Welt der Biere eingestiegen: Gaspar war Vertriebsmanager bei Shell. Als dort umstrukturiert wurde, er vor der Wahl stand, nach Hamburg oder Rotterdam zu gegen, entschied er sich der Familie zuliebe fürs Waldviertel, für die Selbstständigkeit – und für eine bekömmlichere Flüssigkeit als Mineralöl. Nämlich zunächst Schnaps. Aus der Idee der Schnapsbrennerei wurde der Plan, selber Bier zu brauen – weil der Aufbau einer Brauerei aber sehr viel Geld erfordere, wurde Gaspar eben Bierhändler. Vor einem Jahr hat er von seinem Heimatort Eggenburg, an der Grenze von Wald- und Weinviertel, aus den Onlineshop Biergreissler.at aufgemacht, kurz darauf kam der stationäre Biergreissler-Shop ebendort dazu, weil bald die Leute von weither zum Bierkaufen gekommen sind, und, als er einen Bierstand am Christkindlmarkt am Spittelberg hatte, er ständig gefragt wurde, wo man diese Biere denn sonst kaufen könne, kam der Plan, nach Wien zu expandieren.

Das Geschäft in Wien ist seit rund zwei Monaten offen – obwohl es mittlerweile mehrere solcher Bier-Spezialitätenläden in Wien gibt, kämen Leute von weither, um die Biere, die er teils exklusiv importiert, zu kosten und zu kaufen. „Ein Drittel der Kunden“, sagt er, seien „völlige Freaks“, die sich extrem gut auskennen, recherchieren, weit fahren und viel Geld ausgeben, um einmal ein ganz spezielles Bier zu kaufen. Ein zweites Drittel seien die „gewöhnlichen“ an Craft-Bier Interessierten, ein weiteres Drittel Laufkunden, die zum ersten Mal Bier abseits der bekannten Marken und Sorten probieren wollen. Wobei es auch Lagerbiere gibt und selbst (wenn auch nur die speziellen Sorten oder limitierten Editionen) Biere großer Brauereien. Ein Credo, nichts von Konzernen zu kaufen, wie es in der Craft Beer-Szene oft herrscht, kennt er nicht. Bei ihm kann man ohne Gastroaufschlag verkosten, Essen gibt es nicht, aber man kann eigene warme Speisen bringen und bei seinen Bieren im Biergreissler abendessen – und sich über Bier unterhalten.

Eine „selbst-ertrunkene“ Expertise

Geplant ist, dass der Gastrobereich wächst. Ein Raum, der noch Lager ist, soll zu einer Art Bier-Bar werden, in der ab September Verkostungen mit einem Sommelier stattfinden. Auch Event-Abende á la welches Bier passt zu welchen Speisen sind angedacht. Bisher, sagt er, sind allen Craft Beer-Trends zum Trotz Lagerbiere gefragt, im Sommer alles, was leicht und fruchtig schmeckt. Gerade Frauen würden gern dunkles Bier trinken. Er selbst – der, wie er sagt, solche Biere, wie er heute verkauft, noch kaum getrunken hat – hat sich übrigens sein Wissen ums Bier „selbst ertrunken“, sagt er und lacht. Für einen Biersommelier-Kurs oder Ähnliches war noch keine Zeit.

ZUR PERSON

Max Gaspar ist seit einem Jahr Biergreissler. Der früherer Mineralöl-Vertriebsmanager hat vor einem Jahr im Waldviertel den Webshop Biergreissler.at gestartet. Dann ist es schnell gegangen: Zum Onlineshop kam ein stationärer Shop im Waldviertel, ein Strand am Christkindlmarkt am Spittelberg und schließlich vor rund zwei Monaten der „Biergreissler“ in der Josefstädter Lederergasse 4. Die teils exklusiv importierten Biere sind dort (Mo-Fr 13 bis 21 Uhr, Sa 9 bis 15 Uhr) erhältlich – und zu verkosten. Am September sind auch Bier-Events geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2017)

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