Ulli Sima sucht den U-Bahn-Star: Straßenmusik am Westbahnhof

Die 26-jährige Nana ist eine der Musikerinnen, die in den kommenden Wochen in der U-Bahn-Station Westbahnhof spielen.
Die 26-jährige Nana ist eine der Musikerinnen, die in den kommenden Wochen in der U-Bahn-Station Westbahnhof spielen.(c) Stanislav Jenis
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Einen Monat lang spielen Musiker live in der U-Bahn-Station. Verläuft die Testphase gut, sollen künftig auch weitere Stationen beschallt werden.

Es ist ein Termin, wie ihn Ulli Sima mag. Die für die Wiener Linien zuständige Stadträtin posiert mit lächelnden Menschen – und auch der Blog „Ulli Sima Holding Things“ kann ein neues Bild übernehmen. Sima mit einem blauen Stern in der Hand, auf dem das U-Bahn-Logo und der Schriftzug „Stars“ zu sehen ist. Ein Wohlfühltermin, bei dem noch dazu Musik gespielt wird. Genau um die geht es diesmal auch, denn beginnend mit Freitag wird das Zwischendeck der U-Bahn-Station Westbahnhof mit Livemusik beschallt. Eine Idee, auf die Sima in London kam, wo Musik in den Stationen längst Alltag ist. „Ich mag das dort so gern“, sagt sie bei der Präsentation.

14 Bands bzw. Musiker hat man in einer Vorauswahl gecastet. Sie spielen hier nun einen Monat lang. Jeweils eineinhalb Stunden stehen sie abwechselnd in der Station vor Adolf Frohners Wandarbeit „Ca. 55 Schritte durch Europa“ und dürfen mit kleinen Verstärkern Musik machen. Nathalie Forest ist eine davon. Die 26-jährige Münchnerin, Künstlername Nana, die 2010 zum Studieren nach Wien gekommen ist („ein klassischer Numerus-Clausus-Flüchtling“), bestreitet bei der Präsentation am Freitag gleich eine halbe Stunde. „Riptide“ singt sie als erste Nummer, ein Cover von Vance Joy. „Ich spiele Pop- und Hip-Hop-Cover“, erzählt sie, „die ein bisschen anders sind.“ Etwa auch „Lose Yourself“ von Eminem auf der Akustikgitarre.

Erfahrung auf der Bühne hat sie, erworben unter anderem auf Hochzeiten, beim Spielen in Bars – und auch im öffentlichen Raum. „In Lissabon und Porto habe ich schon auf der Straße gespielt. Und in Paris in der U-Bahn.“ Einfach so, ohne Anmeldung. Das sei gar kein Problem gewesen. In Wien ist das nicht ganz so leicht – hier haben die Wiener Linien die Hoheit über die musikalische Unterhaltung übernommen. Anfangs gar nicht so begeistert, immerhin gibt es ja Vorschriften. Auch, dass Passagierströme behindert werden könnten, musste man einkalkulieren.

Mittlerweile hat man sich aber mit der Idee arrangiert, wie es scheint. Und auch die Passagiere wirken, als hätten sie nichts dagegen, im Menschenauflauf zwischen den Geschoßen von U3 und U6 zu stehen und Musik zu hören. Gelegentlich geht auch der eine oder andere vor und wirft ein paar Euro in Nanas Gitarrenkoffer. Es ist den Musikern auch erlaubt, dass sie um sogenanntes Hutgeld spielen, also Spenden von Passanten. Eine fixe Entlohnung bekommen die Musiker, die aus 200 Bewerbern ausgewählt wurden, nicht. Nun, fast – am 2. September werden sie bei der U1-Eröffnungsfeier auftreten. Gegen Gage.

Operette und Jazz

Bis dahin ist aber die Testphase am Westbahnhof angesagt. Zwischen 15 und 23 Uhr wird musiziert. Stilistisch reicht das Spektrum von klassischem Singer-Songwriter-Material über Wiener Lied (Da Weana), Operettenklänge (Tenori Amici) und Jazz (Borna) bis zu Musik von der Klangscheibe (Niklas Satanik). Sollte die Musik gut ankommen, wollen die Wiener Linien die Aktion auch auf andere Stationen ausweiten. Nathalie Forest genießt diese Chance jetzt einmal: „Für mich ist das eigentlich nur ein Hobby und Ausgleich“, meint sie. Das Musizieren ist das eine, aber „ich stelle mir schon vor, dass ich irgendwann einmal auch einen richtigen Job mache“.

Auf einen Blick

Musik in der U-Bahn. Einen Monat lang spielen 14 gecastete Bands und Musiker in der U-Bahn-Station Westbahnhof. Sie wurden von einer Expertenjury aus 200 Bands ausgewählt und dürfen Geld von Zuhörern sammeln. Gespielt wird täglich von 15 bis 23 Uhr. Ein Auftritt dauert rund eineinhalb Stunden – einen Zeitplan, wer wann spielt, geben die Wiener Linien nicht heraus. Sollte das Projekt gut ankommen, ist eine Ausweitung auf andere Stationen geplant.

Web: www.wienerlinien.at/ubahnstars

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2017)

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