Salzburg: Kunst, Macht und Wahlkampf

Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler beim Besuch im „Kristall-Atelier“.
Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler beim Besuch im „Kristall-Atelier“. (c) APA/BARBARA GINDL
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Mit der Eröffnung der Salzburger Festspiele beginnt auch die Saison für Partys, Empfänge und Ehrungen – etwa für Erfolgsautor Karl Ove Knausgard.

Jede Menge intellektueller Auseinandersetzungen bei den „Disputationes“, viel geistliche Musik und ein runderneuerter „Jedermann“: Mit der „Ouverture spirituelle“ boten die Salzburger Festspiele in den vergangenen Tagen ein anspruchsvolles Preopening. Am Donnerstagvormittag geht es mit der offiziellen Eröffnung endlich richtig los – auch mit dem traditionellen Reigen an Partys, Empfängen, Vernissagen und Ehrungen.

Für Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler ist es die 22. Festspielsaison, deren glitzernden gesellschaftlichen Teil sie am Dienstag mit einem passenden Termin begann: Im „Kristall-Atelier“ wurden die Schmuckstücke für Aida und Amneris aus Shirin Neshats „Aida“ präsentiert – seit fünf Jahren arbeiten die Festspiele mit Swarovski zusammen, auch die Buhlschaften Brigitte Hobmeier und Miriam Fussenegger glänzten in kristallbesetzten Kleidern.

Rede von Ferdinand von Schirach

Morgen Vormittag nach der Bundeshymne wird die Präsidentin ihre Ehrengäste begrüßen – darunter die wahlkämpfende Bundesregierung mit Kanzler Christian Kern und Vizekanzler Wolfgang Brandstetter an der Spitze. Die Festspielrede hält – passend zum Schwerpunktthema Macht – heuer der deutsche Schriftsteller und Strafverteidiger Ferdinand von Schirach.

Das obligate „Die Salzburger Festspiele sind eröffnet“ darf heuer erstmals Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprechen. Unter den Gästen sind auch sein Vorgänger Heinz Fischer und der frühere deutsche Bundespräsident Joachim Gauck. Außenminister Sebastian Kurz hat seine Amtskollegen Jean Asselborn aus Luxemburg, Aurelia Frick aus Liechtenstein und Didier Burkhalter aus der Schweiz zur Eröffnung geladen. Zuvor gibt es den traditionellen Empfang mit militärischen Ehren auf dem Residenzplatz und den anschließenden Spaziergang der Prominenz durch die Altstadt.

Den Auftakt zur Partysaison gibt traditionellerweise die International Salzburg Association (ISA) am Vorabend der Eröffnung mit ihrer Gala auf Schloss Leopoldskron. Die ehemalige Residenz des Festspielgründers Max Reinhardt ist ein passender Rahmen für den Empfang, bei dem Landeshauptmann Wilfried Haslauer mit seiner Frau Christine viel Prominenz aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft begrüßen wird. Rabl-Stadler und Intendant Markus Hinterhäuser, Van der Bellen, Kurz oder Brandstätter werden hier wohl ebenso vertreten sein wie die Manager Wolfgang Porsche, Dieter Soltmann, Elisabeth Schaeffler oder die Media Markt-Gründer Helga und Ernst Kellerhals. Ebenfalls Stammgäste in Leopoldskron: Opernstar Anna Netrebko oder die Schauspielerin Sunnyi Melles. Da am Mittwochabend keine Vorstellung angesetzt ist, hat auch das neue Jedermann-Team mit Tobias Moretti und Stefanie Reinsperger keine Ausrede, die ISA-Gala zu schwänzen.

Nach der offiziellen Eröffnung bitten Landeshauptmann und Bürgermeister Heinz Schaden zu einem Mittagessen in die Salzburger Residenz. Der derzeit laufende Swap-Prozess, bei dem das Stadtoberhaupt unter den sieben Angeklagten ist, macht am Tag der Festspieleröffnung Pause.
Am Abend des Eröffnungstags steht mit „La Clemenza di Tito“ die erste große Opernpremiere auf dem Programm – den mehr oder weniger prominenten Besuchern ist das Blitzlichtgewitter der Fotografen am roten Teppich vor dem Eingang zur Felsenreitschule sicher.

Nächster wichtiger Termin ist am Freitag: Die Verleihung des Österreichischen Staatspreises für europäische Literatur an den norwegischen Schriftsteller Karl Ove Knausgard, der gerade mit „Kämpfen“ seine sechsbändige autobiografische Romanserie abgeschlossen hat. Am Abend steht auch der traditionelle Empfang der Industriellenvereinigung auf der Terrasse des M32 mit Blick über die Stadt auf dem Programm. Wenige Tage später, am 4. August, erhält Dirigent Franz Welser-Möst im Haus für Mozart eine Ehrung. Er wird mit dem „Pro Arte Europapreis“ des Herbert-Batliner-Europainstituts ausgezeichnet.

Seit es den Festspielball am Ende der Saison nicht mehr gibt, ist der Galaabend ein Höhepunkt des Sommers. Heuer steht die Gala im Zeichen von „Aida“. Erwartet werden bei dem opulenten Abend in der Salzburger Residenz unter anderem Dirigent Riccardo Muti, Regisseurin Shirin Neshat und Sängerin Anna Netrebko mit ihrem Mann Yusif Eyvazov. Wer an dem von Feinkost Käfer in München ausgerichteten Galadinner samt Champagner- und Kaviarbar teilnehmen möchte, hat Pech. Die Veranstaltung für 750 Euro pro Person ist seit Langem ausverkauft.

Auf einen Blick

Die Salzburger Festspiele werden am 27. Juli eröffnet und dauern bis 30. August. ORF2 und 3sat übertragen den Festakt aus der Felsenreitschule ab 11 Uhr. Die erste Saison von Intendant Markus Hinterhäuser steht unter dem Generalthema „Reigen der Macht“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2017)

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