Die Expertin für Special Effects

Perücken zu machen, Frisuren sowie Masken zu gestalten und Darsteller zu schminken gehört zu den Aufgaben von Melanie Burgermeister.
Perücken zu machen, Frisuren sowie Masken zu gestalten und Darsteller zu schminken gehört zu den Aufgaben von Melanie Burgermeister.(c) Wildbild
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Melanie Burgermeister arbeitet als Maskenbildnerin bei den Salzburger Festspielen. Ein Job, der einiges an Einfühlungsvermögen benötigt.

Kaum jemand kommt den Stars der Salzburger Festspiele so nah wie sie: Melanie Burgermeister ist Maskenbildnerin. Sie kaschiert, klebt, modelliert und schminkt. Die natürliche körperliche Distanz, die man normalerweise zu fremden Menschen hält, muss sie berufsbedingt unterschreiten. Und das je nach Rolle gleich stundenlang.

„Man braucht viel Kreativität und ganz viel psychologisches Einfühlungsvermögen“, erzählt die gebürtige Deutsche über ihren Beruf. Sie spürt die Anspannung eines Schauspielers vor der Premiere und weiß viel über die großen und kleinen Geschichten des Alltags der Künstler. Doch bevor die Schauspieler und Sänger vor der Vorstellung in der Maske sitzen, haben die Maskenbildner den Großteil ihrer Arbeit schon erledigt.

Sie müssen das, was sich Regisseure und Kostümbildner für eine Rolle ausgedacht haben, umsetzen. Da galt es heuer für die Tänzer in der Aida Büffelschädel mit Hörnern zu gestalten. Die Herausforderung dabei: Die großen Masken sollten möglichst leicht sein, mussten gut sitzen und den Tänzern auch ausreichend Sicht erlauben.

„Das Casting für die Tänzer war spät, wir mussten die Masken sehr schnell herstellen“, erzählt Burgermeister. Von jedem Tänzer wurde Maß genommen, es gab einen Silikonabdruck des Kopfes, um die Masken nach Maß anzufertigen. Mit Kaltschaum und Gießharz entstanden schließlich Büffelschädel, die täuschend echt wirken und auf der Bühne für eine mystische Stimmung sorgen.

Burgermeister und ihr Team sind die Experten, wenn es um die Special Effects wie Blut auf der Bühne geht. Bei einer Schlacht in der Oper „Lear“ fließt ein Unmenge Theaterblut. Damit das funktioniert, wird nichts dem Zufall überlassen.

Die Maskenbildner arbeiten mit vielen Utensilien, die normalerweise in Spitälern zum Einsatz kommen. Und sie probieren auch immer wieder selbst aus, ob die Konstruktionen, die sie sich ausgedacht haben, in der Praxis wunschgemäß funktionieren.

Die perfekte Illusion

Beim Theater zu arbeiten, war immer schon der Wunsch von Melanie Burgermeister. Sie machte in Deutschland eine Lehre als Maskenbildnerin. Dabei lernte sie alles, was es für die perfekte Illusion im Theater und im Film braucht, von der Pike auf: Perücken knüpfen, Frisuren gestalten, schminken und Masken modellieren.

Seit acht Jahren kommt Burgermeister, die mittlerweile als freiberufliche Maskenbildnerin zwischen Film und Theater wechselt, jeden Sommer zu den Salzburger Festspielen. „Ich liebe diese Atmosphäre hier“, erzählt sie. In unheimlich kurzer Zeit werde hier sehr konzentriert an den Produktionen gearbeitet.

Hier kann sie ihr ganzes handwerkliches Repertoire ausspielen. „Alle Teams in den Werkstätten helfen zusammen, man kann sich gut austauschen und gemeinsam nach der besten Lösung suchen“, sagt sie. Besonderen Stellenwert hat für die Maske alljährlich der „Jedermann“.

Hitze als Herausforderung

„Bei bis zu 50 Grad auf der Bühne ist das eine große Herausforderung an die Maske“, meint Burgermeister. Auch bei noch so großer Hitze darf die Schminke nicht im Schweiß zerlaufen. Die Haut vorher gründlich zu entfetten, ist ein Trick, um die Schminke haltbarer zu machen. Auf der Seitenbühne steht dann immer ein Maskenbildner bereit, um zwischen den Auftritten nachzuarbeiten.

Heuer braucht Peter Lohmeyer vor einem Auftritt lange in der Maske, um ihn optisch in den Tod im „Jedermann“ zu verwandeln. Bis zu zwei Stunden dauert es, bis alle Tattoos festgeklebt und der Übergang vom Trikot zur echten Haut perfekt geschminkt ist. Dafür schaut es toll aus – das ist für Burgermeister und das gesamte Team der Maskenabteilung das schönste Kompliment für ihre Arbeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2017)

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