Wo jeder Ukulele spielen kann

Jenni Jerabek, Gustav Elias, Steffi Gratzer und Elisabeth Pfeiffer (v. l.) vom Ukulele Club.
Jenni Jerabek, Gustav Elias, Steffi Gratzer und Elisabeth Pfeiffer (v. l.) vom Ukulele Club.(C) Akos Burg
  • Drucken

Witzig, winzig, leicht zu lernen: Die Ukulele schart immer mehr Fans um sich. Heute Abend lädt der Ukulele Club Austria zum Mitmachkonzert.

Da, zeigt Steffi Gratzer, müsse man den Finger hinlegen. Dann mit der anderen Hand über die Seite streichen – und schon könne man Ukulele spielen. Zumindest ein bisschen. Indem man einfach immer dann einsetzt, wenn beim gemeinsamen Spielen das nächste C kommt.

Dass Ukulele wirklich leicht zu lernen sei, das, sind sich die Gründer des Ukulele Club Austria einig, sei ein wichtiger Teil der Faszination des kleinen Instruments. Sie selbst etwa sei „total unmusikalisch“, sagt Jenni Jerabek. „Aber ich wollte unbedingt ein Instrument lernen. Da bietet sich die Ukulele an.“ Nachdem sie Gratzers Instrument ausprobiert hatte, legte sie sich umgehend ein eigenes zu, ab da wurde jede Woche gemeinsam geübt.

Später stießen die beiden zum von Michael Roselieb gegründeten Ukulele-Stammtisch. An jedem ersten Montag im Monat treffen sich am Wiener Karmelitermarkt Anhänger des Instruments, im Hinterzimmer des Cafés Einfahrt wird gemeinsam gespielt und natürlich gesungen. 20 bis 25 Leute sind da im Durchschnitt dabei, was, so Gratzer, den Vorteil hat, „dass es keiner hört, wenn man sich verspielt“. Den Anfang macht traditionell „Obladi-Oblada“, gefolgt von CCR und den Blues Brothers, Georg Danzer oder auch Arik Brauers „Köpferl im Sand“. Manchmal, sagt Gratzer, täten ihr die anderen Gäste dabei fast ein bisserl leid. Wobei, mitunter wünschen sie sich einfach ein Lied – oder geben Tipps, wie man noch richtiger singt.

In Summe, freut man sich im Ukulele-Club, habe man jedenfalls schnell Erfolgserlebnisse mit einem Instrument, das man überall hin mitnehmen kann – und das, klein und herzig, schnell Sympathien errege. In der U-Bahn, erzählt Gratzer, werde sie jedes Mal darauf angesprochen. Eine Ukulele strahle Akzeptanz aus, findet Jenni Jerabek. „Und Freude. Man wird zuerst belächelt – und dann angelächelt“, ergänzt Gustav Elias, der seiner Begeisterung mit einer stattlichen Anzahl an Instrumenten und einem Fundus an einschlägigen T-Shirts und Hawaii-Hemden Ausdruck verleiht.

Ursprung auf Hawaii

Apropos Hawaii: Wer die Ukulele mit der Inselkette assoziiert, hat damit nicht nur wegen Israel Kamakawiwo'ole und seines berühmt gewordenen „Somewhere over the Rainbow“ recht. 1879 brachte der portugiesische Einwanderer João Fernandez die Braguinha, eine kleine portugiesische Gitarre, nach Hawaii. Die Hawaiianer nannten sie mit Blick auf die schnellen Finger Ukulele („hüpfender Floh“) und begannen, sie nachzubauen.

Die hawaiianische Königsfamilie fand Gefallen daran, die Ukulele wurde zum Volksinstrument. Heute trägt sie dazu bei, die fast ausgestorbene hawaiianische Sprache zu erhalten – wofür sich auch der politisch aktive Israel Kamakawiwo'ole eingesetzt hat. Von Hawaii war die Ukulele dann nach Nordamerika gekommen (Marilyn Monroe spielte sie in „Manche mögen's heiß“), und von dort wieder nach Europa, wo nicht zuletzt Stefan Raab zu ihrem Bekanntheitsgrad betrug.

So lädt in Wien nun der Ukulele Club heute Abend zum dritten Mal zur Ukulele Night ins Local in der Spittelau. Wie beim Stammtisch steht das Mitmachen im Vordergrund. Der Abend beginnt um 18 Uhr mit einer Open Stage, über den Abend verteilt spielen vier verschiedene Bands, erstmals auch aus dem Ausland: Neben der Eidaxl Combo aus dem Burgenland und Puschkawü aus Wien kommen das Bad Mouse Orchestra aus Freiburg und der Ukulelenprediger aus Berlin, um Mitternacht spielen dann alle zusammen.

Groß sei dabei auch die musikalische Bandbreite, sagt Organisatorin Elisabeth Pfeiffer – von Historischem aus den 1920er-Jahren über Singer-Songwriter-Stücke bis zum Wienerlied. Pfeiffer ist, neben Christof Birkmayer, der Profi der Truppe, sie hat klassische Gitarre studiert, sich dann vor drei, vier Jahren auf die Ukulele verlegt. „Weil es Spaß macht und man nette Leute trifft, weil die Szene so vielfältig ist und alles sein darf und kann.“

Mittlerweile hat sie Lehrbücher geschrieben, unterrichtet und stellt immer wieder Tutorials auf YouTube. Auch dort lässt sich die zunehmende Popularität des Instruments nachvollziehen (8,7 Millionen Videos zum Thema), wie auch an der schnell wachsenden Zahl an Festivals. In Österreich ging das erste Austrian Ukulele Festival im Mai in den Grazer Kasematten über die Bühne, der Termin für nächstes Jahr (25.–27. Mai) steht schon fest.

AUF EINEN BLICK

Vienna Ukulele Night. An jedem ersten Montag im Monat gibt es einen Stammtisch im Café Einkehr. 2015 haben dessen Mitglieder die erste Ukulele Night organisiert, die Profi- und Amateurspieler sowie Künstler zusammenbringen soll. 2016 wurde dafür der Verein Flying Ukuleles – Ukulele Club Austria gegründet. Die dritte Ukulele Night findet heute Abend ab 18 Uhr im Local (19., Heiligenstädter Str. 31) statt. Es spielen die Eidaxl Combo und Puschkawü, der Ukulelenprediger und das Bad Mouse Orchestra. Mitbringen der eigenen Ukulele ist erwünscht, weitere werden verlost.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.