Hochbetagt mit Zuversicht

Pepi Birnbaum im Wohnzimmer seiner Wohnung in Rodaun. Die Stillleben sind teilweise selbst gemalt.
Pepi Birnbaum im Wohnzimmer seiner Wohnung in Rodaun. Die Stillleben sind teilweise selbst gemalt.(C) Klaus Pichler
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Er ist schon 93, Angst vor dem Tod hat Pepi Birnbaum nicht. Das Porträt eines betagten Mannes, der allein, aber gesund und gern am Leben ist.

Pepi Birnbaum ist einsam. Es ist keine selbst verschuldete Einsamkeit, in der er lebt, es ist nur so, dass alle seine Freunde schon tot sind. Mit zunehmenden Lebensjahren dünnt sich das soziale Umfeld aus und dort, wo Birnbaum heute steht, nahe den Hundert, da wird die Luft sehr dünn. Birnbaum ist der letzte Überlebende seiner Welt. Er sitzt in seiner Wohnung in Rodaun, unweit seines Elternhauses, das schon lange einer anderen Familie gehört, in seinem Wohnzimmer mit dunklen Tapeten und selbstgemalten Stillleben, die Hände im Schoß. Der weiße, gehäkelte Vorhang ist lichtdurchlässig und zugezogen.

Zum Schluss, sagt er, waren sie noch zu fünft. Fünf Menschen, die einander lange kannten, fünf Menschen, die Erinnerungen und Geschichten miteinander teilten. Birnbaum und seine zweite Ehefrau, ein weiteres Paar, ein Freund. Er zählt die Namen seiner Freunde immer auf. Jedes Mal, wenn er über sie spricht, sieht er sein Gegenüber bei jedem dieser Namen so an, als müsste man sie kennen. Jedes Wochenende war die eingeschworene Gruppe beim Heurigen, im Winter Skifahren, im Sommer Wandern. Dann stirbt der Erste, bald der Zweite. Vor etwas über einem Jahr seine Frau. Heute geht Birnbaum am Wochenende allein zum Heurigen in Rodaun. Er sitzt immer auf demselben Eckplatz, trinkt zuerst einen Rotwein gespritzt, dann ein Glas Süßwein.

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