Katharina Hohenberger: „Gern ein bisserl Hackl im Kreuz“

Das sonst sehr stille Caf´e am Heumarkt ist Katharina Hohenbergers Ort der Wahl für ihre Wienerlied-Reihe.
Das sonst sehr stille Caf´e am Heumarkt ist Katharina Hohenbergers Ort der Wahl für ihre Wienerlied-Reihe.(c) Clemens Fabry
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Katharina Hohenberger, selbst eine der Interessantesten des Wienerlieds, feiert das Fünfjahr-Jubiläum ihrer Reihe „Einedrahn“ im Café Heumarkt.

Solche Lokale gibt es in jeder Metropole von Weltrang. Man öffnet die Tür und tritt in eine versunkene Epoche ein. Im Falle des attraktiv abgeschabten Café Am Heumarkt ist es die selige Zeit der späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre, in die man da katapultiert wird. Luster mit milchig leuchtenden Kugeln, Thonet-Sessel, Billardtische, ein antiker Zigarettenautomat.

Für die gelernte Schauspielerin und Sängerin Katharina Hohenberger, die seit fünf Jahren die Neue-Wienerlied-Reihe „Einedrahn“ organisiert, ist das Café Heumarkt ein Glücksfall. „Da ist nichts frisch lackiert, da hat alles rechtschaffene Patina. Die Größe konveniert mir auch sehr fürs „Einedrahn“. Die drei Chefitäten sind zwar eher von rauer Anmutung, aber mittlerweile verstehen wir einander ziemlich gut. Es hat eh nur drei Jahre gedauert,“ lacht Hohenberger.

Ihre Motivation ist nachvollziehbar. „Die Wienerlied-Festivals Wean Hean und Rosenstolz gibt es jeweils nur einmal pro Jahr. Ich dachte, es wäre nett, wenn es auch etwas gäbe, das übers Jahr verstreut stattfindet.“ Dabei will sie nicht nur Fachpublikum locken. „Ein bisserl ein Sendungsbewusstsein hab ich auch, und so hab ich bei mir gedacht, dass ich damit auch meine Leut' mit diesem Programm erwische, zumal ich ja zuweilen selbst auftrete.“

Die Schauspielerei hat sie nach zehn Jahren aufgegeben. „Meinen Wunsch, mich zu verwandeln, kann ich im Wienerlied sehr gut ausleben. Beim Singen bin ich meine eigene Herrin, da muss ich nicht tun, was mir andere sagen.“ Sie organisiert nicht nur „Einedrahn“, sondern stemmt gemeinsam mit ihrem Vater, einem pensionierten Richter, ein Duo namens Wiener Brut. Er spielt Akkordeon und Klavier, sie Violine. Den Gesang teilt man sich. „Zu Beginn war es gar nicht so einfach, weil der Papa immer so strikte Ideen hatte. Mittlerweile macht er aber eh schon das, was ich will.“

„Baatzwaache Liada“

Im Hause Hohenberger wurde immer schon musiziert. Klassisch, aber auch zunehmend Wienerisch. Hohenberger, die zunächst Jazzgesang bei Conny Giese, Jay Clayton und Michelle Hendricks in Graz studiert hat, entdeckte gemeinsam mit ihrem Vater die berühmten Kremser Alben, jene drei von Eduard Kremser zwischen 1911 und 1925 zusammengestellten Wienerliedsammlungen, die von unschätzbarem historischem Wert sind.

Auf dem im Vorjahr edierten zweiten Wiener-Brut-Album „Baatzwaache Liada“ sind auch durchaus poppige Elemente zu entdecken. Im Laufe der letzten Jahre hat Hohenberger mehr und mehr eigene Lieder komponiert. Zu ihren bevorzugten Themen zählen kaputte Liebesbeziehungen und humoristisch aufgearbeitete Alltagssituationen. „Jüngst hab ich ein Protestlied gegen den Zwang zum Kochen komponiert, dem ich als zweifache Mutter unterliege. Seltsamerweise lachen da immer nur die Frauen im Publikum, wenn ich es singe.“

Das Wienerlied mit seinem einmaligen Wort- und Metaphernschatz leuchtet seit Jahrhunderten das Leichtsinnige genauso sorgfältig wie das Abgründige aus. Mal ist es von rinnaugerter Anmutung, dann wieder ist die Stimmung himmelhochjauchzend. Die Präferenzen diesbezüglich artikuliert Hohenberger klar. „Das Augenzwinkernde steht bei mir im Mittelpunkt, aber ein bisserl Hackl im Kreuz darf's auch sein.“ In Hugo Wieners „Ich möchte so gern ein Teenager sein“ baute sie gut gelaunt Rihanna und Andreas Gabalier ein.

Zwei Lieder aus dem Repertoire des großen Hermann Leopoldi hat sie sich ebenfalls anverwandelt. Darunter das köstliche „Alois“, das vor allem in der Ur-Version mit Betja Milskaja von ewigem Glanz ist. Leopoldi keppelte da so herrlich grantig in Milskajas Liebesschwärmen hinein, dass es Wienerischer nicht geht. „Leopoldis Lieder haben so schöne Akkordfolgen. Und die Texte, die ja nie von ihm stammen, sind der Musik ebenbürtig. Ich liebe diese Lyrik, weil darin so viele schöne Ausdrücke vorkommen, die man heutzutage kaum mehr hört.“

Dass das Wienerische in Gefahr ist, ist ihr nicht zuletzt aus der eigenen Familie bekannt. „Meine Töchter sagen lieber Jungs statt Buben. Daran muss ich noch arbeiten.“

AUF EINEN BLICK

Einedrahn. Das Fünfjahresjubiläum der Neues-Wienerlied-Reihe beginnt morgen, am 12. Jänner, als „Einedrahn spezial, das Erste“, im Café am Heumarkt mit den Strottern und mit Heinz Ditsch am Glühweinstand statt. Ab 18.30 Uhr, Am Heumarkt 15.

Weitere Termine auf www.einedrahn.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2018)

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