Forward Festival: „Wo sind die Mädelsbanden?“

Ema Kaiser (li.) und Nicole Adler laden erstmals im Rahmen des Forward Festivals und künftig öfter zum Gedankenaustausch.
Ema Kaiser (li.) und Nicole Adler laden erstmals im Rahmen des Forward Festivals und künftig öfter zum Gedankenaustausch. (c) Katharina F.-Roßboth
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Modeexpertin Nicole Adler und Kunstmanagerin Ema Kaiser starten mit „For Women only“ eine neue Plattform für weibliche Vernetzung.

Es ist die Diskrepanz, die auffällt. Im Zuge ihrer Cityguide-Reihe „Wien for Women only“, die inzwischen auch in deutsche Städte expandiert hat, habe sie in den vergangenen fünf Jahren „super Frauen“ aus den verschiedensten Kreativbereichen kennengelernt, erzählt Nicole Adler. Und dann sei sie im Vorjahr auf Einladung von Kunstmanagerin Ema Kaiser zum ersten Mal auf dem Wiener Forward Festival gewesen – und habe dort zwar eine inspirierende Keynote von Musikerin und DJ Sofie Fatouretchi von Boiler Room gehört – aber auch festgestellt, dass selbst dort die Männer dominieren.

Dabei: Wo, wenn nicht auf dem Vordenkerfestival der Kreativbranche, sollte ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis herrschen, fragt sich Kaiser – zumal sich das Festival bewusst darum bemüht? Gemeinsam haben die beiden beschlossen, daran zu schrauben. Am Samstag laden sie im Rahmen des Festivals zum ersten Forward „For Women Only“-Talk ins MAK.

Wo vielleicht auch die Frage zur Sprache kommt, warum es so schwer ist, Frauen aufs Podium zu bekommen. Selbst Anfragen für ihr Frauen-Panel, erzählt Kaiser, hätten manche abgelehnt. „Oh Gott, ich muss sprechen – so etwas würde ein Mann nie sagen.“

Fix am Podium sind nun etwa Musikerin Teresa Rotschopf, die ehemalige Armani-Mitarbeiterin und jetzige Illustratorin Onka Allmayer-Beck oder Künstlerin Eva Schlegel – die selbst schon vor Jahren eine ähnliche Reihe im MAK organisiert hat. Wichtig, sagt Nicole Adler, sei ihr gerade dieser generationsübergreifende Aspekt, „die Frage, wo man voneinander lernen, wie man sich gegenseitig unterstützen kann.“ Derzeit würden die Jungen alles Ältere ablehnen, „und die Alten haben Angst vor den Jungen“. Sie selbst hat in einem Mentoring-Programm junge Designerinnen begleitet; mit Rani Bageria ist eine nun auch Teil des Panels.

„Neue Relevanz“

Ihre eigene Generation, glaubt Adler, Mutter einer 25-jährigen Tochter, sei dabei kämpferischer aufgewachsen als nachfolgende, die oft zunächst glaube, Feminismus sei kein Thema mehr. Schon für die „total frei erzogene“ Ema Kaiser war das so. Bis sie auf der Uni zunächst auf den Begriff Gender Studies gestoßen sei, und noch später im Berufsleben feststellte, dass es sich bei all dem nicht nur um Theorie handelt. In der jungen Kunstszene, beobachtet sie, seien es „die starken Burschen, die alle zusammen halten. Aber wo sind die Mädelsbanden dazu?“ Beeindruckt habe sie etwa eine Persiflage von Kerstin von Gabain, die sich in einem Video zu ihrem MAK-Stipendium in Los Angeles darüber lustig gemacht habe und zeigte, wie sie gleichzeitig Auto fährt und malt. „Und wenn es darum geht, wie viel Kunstwerke von Frauen kosten – da hört der Spaß dann wirklich auf.“

Mit den „For Women only“-Gesprächen wollen die beiden jedenfalls vor allem inspirieren – und anhand der Lebensgeschichten der Protagonistinnen auch zeigen, wie wenig gerade oder planbar Karrieren oft verlaufen. Das gilt auch für die eigenen: So kommt Kaiser etwa „von der PR-Schiene“, würde sich heute eher als Kunstmanagerin und Netzwerkerin bezeichnen und veranstaltet mit Adler einen Kunstsalon rund um junge Künstlerinnen. Modejournalistin Adler sagt, sie sei zunehmend von der Mode ab- und in Richtung Frauenthemen gerückt. Wobei natürlich die Mode das Thema längst aufgegriffen habe: „Es hat einfach eine neue Präsenz und Relevanz.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2018)

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