Zwischen L. A. und Hausruckviertel: Trommeln für gute Nachbarschaft

Grubinger probt derzeit 14 bis 15 Stunden jeden Tag – schließlich steht bald das große Live-TV-Konzert mit 100 Musikern auf dem Plan.
Grubinger probt derzeit 14 bis 15 Stunden jeden Tag – schließlich steht bald das große Live-TV-Konzert mit 100 Musikern auf dem Plan.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Er gilt als bester Schlagwerker der Welt, spielt in der Carnegie Hall wie bei der Blasmusik im Ort – und nun gibt es die Chance, mit ihm zu trommeln.

Man hat fast den Eindruck, bei diesem Musiker ist es egal, was er in der Hand hat. Ein Packerl Nudeln, eine Küchenreibe, schon hat er einen Rhythmus, der die Leute zum Klopfen, Wippen und – so hat er das am liebsten – Mittrommeln bringt. So kennt man das von seinen Auftritten und Videos, aber ganz egal ist es dann doch nicht, womit er spielt: Martin Grubinger gilt als bester Perkussionist der Welt, er hat ein entsprechendes Sammelsurium an Schlagwerken und entwickelt diese auch mit.

Von einem der Instrumente trennt sich Grubinger: einer Pipe Drum, mit eigenem, einem „scharfen“ Klang, mit der angeblich jeder, der kein Ahnung vom Trommeln hat, etwas anfangen kann (sagt der Weltklassemusiker), „und die Nachbarn haben bestimmt ihre Freude“. An sich wäre so eine Trommel ein paar Tausend Euro wert – bei Grubinger bekommt man sie um 50. Beziehungsweise, einer bekommt sie um 50 Euro, ab Juni läuft über die Sachspendenplattform „Wir geben“ eine Verlosung zugunsten von Sozialprojekten, die Menschen in Österreich in den Arbeitsmarkt integrieren.

Das Thema liege ihm am Herzen, so hofft er, „dass etwas zusammenkommt“. Immerhin kommt der ideelle Wert dazu, Grubinger hat auf dieser Trommel Konzerte von Südamerika bis Asien gespielt – erst vorige Woche in Frankreich. Wer auch immer gewinnt, ein Schlagzeuger, eine Studenten-WG oder ein Kind, er werde für einen Privatworkshop zur Einschulung vorbeikommen (oder, um Nachbarn zu besänftigen).
Und, vielleicht dient so ein Teil aus berühmtem Vorbesitz der Inspiration: Grubinger selbst hält solche Stücke, eine handgeschriebene Partitur, die ihm John Williams (berühmt u. a. für seine Filmmusik von „Star Wars“) kürzlich im Studio in Los Angeles geschenkt hat, zur Inspiration in Ehren. „So ist das auch mit der Trommel die Idee.“

Vorerst behält er sie noch, das ist gut, schließlich ist der Musiker samt Instrumenten schwer im Einsatz: Wenn er in den Kalender schaut, sagt er lachend, werde ihm „ganz anders“. Konzerthaus, Festspiele, im Herbst wieder New York, Carnegie Hall und so weiter. 250 Tage im Jahr sei er unterwegs. Zwischendurch immer wieder Auftritte mit der Blasmusikkapelle im Heimatort Neukirchen an der Vöckla im Hausruckviertel.

Aktuell laufen dort, in den privaten Proberäumen, die Proben für das größte Konzert: Im Juli spielt er mit dem Bruckner Orchester und seinem Ensemble, in Summe 100 Musikern, vor dem Linzer Dom. Das Konzert wird heuer live im ORF übertragen.

Trotz Konzerten in aller Welt doch noch besonders? „Natürlich!“ Die Heimat, seine Studentenstadt, der Bezug zu Blasmusik und Kirchenmusik – das sei trotz Weltkarriere stark. Im Fokus stehen Leonard Bernstein und Europa. Trommeln für gute Nachbarschaft, quasi. Zwischen den Proben, 14 bis 15 Stunden täglich, dreht Grubinger Clips, die zwischen den Nummern gezeigt werden. Er besucht Prominente, von Präsident Alexander Van der Bellen bis Songcontest-Teilnehmer Cesar Sampson zum Trommeln: mit Alltagsgerät, dem besagten Nudelpackerl – oder, was auch immer er an Orten wie der Hofburg dann eben findet.

Auf einen Blick

Martin Grubingers Marching Drum wird im Juni bzw. Juli 2018 über die Plattform „Wir geben“ verlost. Wer daran teilnehmen will, spendet 50 Euro. „Wir geben“ ist eine Plattform für Sachspenden in Kooperation mit Willhaben.at. Willhaben.at gehört wie „Die Presse“ zum Styria-Konzern.

Live ist Grubinger u. a. im Juni in Wien (mit den Symphonikern im Konzerthaus oder bei Soho in Ottakring) zu sehen. Am 5. Juli tritt er in Linz vor dem Mariendom auf. Das Konzert wird live in ORF2 übertragen. Weitere Termine: www.martingrubinger.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2018)

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