Staatsoper: Ballerina wegen Nacktfotos entlassen

Staatsoper Ballerina wegen Nacktfotos
Staatsoper Ballerina wegen Nacktfotos(c) APA (BARBARA GINDL)
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Karina Sarkissova kontert: „Ich halte die Entlassung für eine Diskriminierung meiner Person.“ Sie wurde wegen eines ähnlichen Vorfalls schon einmal verwarnt.

[Wien]Eben erst hat der ehemalige Etoile der Pariser Oper, Manuel Legris, die Leitung des Wiener Staatsballetts übernommen, schon macht er mit einem ungewöhnlichen Rausschmiss von sich reden: Karina Sarkissova, seit 2000 Mitglied des Wiener Balletts, seit 2009 Solotänzerin, wurde fristlos entlassen, weil sie für erotische Kunstfotos Modell stand, die in der August-Ausgabe des „Wiener“ erschienen.

Die Kompanie sei „schockiert“ gewesen, argumentiert Staatsopern-Direktor Dominique Meyer in einem Interview für die Agentur AFP – Sarkissova sei wegen eines ähnlichen Vorfalls schon einmal verwarnt worden. Ihn soll vor allem der Titel „Die nackte Ballerina – Ballett wie wir es lieben“ gestört haben. Tatsächlich hielt die Story, die unter dem Stichwort „Sex“ erschien, gar nicht, was sie versprach: Ein braver Artikel über das Tänzerdasein, den beruflichen Werdegang der Ballerina und ihre ersten Versuche als Schauspielerin: Die gebürtige Russin gibt im neuen „Kottan ermittelt“, der ab Dezember in den Kinos läuft, eine Nachtclubtänzerin. Das Thema Sex wurde nicht einmal gestreift.

Und die Bilder? Freizügige, künstlerische Aktfotografie des Wiener Fotografen Moritz Schell – erotisch, aber auch nicht aufregender als ein gut gemachter Pin-up-Kalender, der in jeder Küche hängen könnte.

Auch von Legris gibt es Aktfotos

„Ich halte die Entlassung für eine glatte Diskriminierung meiner Person“, wettert Sarkissova in einer Erklärung, die der „Presse“ vorliegt. Sie vermutet, dass die moralischen Vorbehalte nur ein „Vorwand“ seien, um „bewährte Künstler“, die Kündigungsschutz genießen, „auszuhebeln“.

Auch Legris habe in der Vergangenheit für erotische Fotos posiert: „Er nahm sich stets die künstlerischen Freiheiten, ließ sich nicht einschränken und veröffentlichte Bildbände mit hocherotischen wie künstlerischen Aktbildern“, schreibt die Ballerina. Wer googelt, wird fündig: Legris z. B. völlig nackt in einem Œil-de-Bœuf der Pariser Oper (© Kishin Shinoyama). Sarkissova verweist darauf, dass Tänzer immer wieder nackt auf der Bühne stünden – in „Nudo“ oder, in dieser Saison, in „Bella Figura“. Für „Carmen“ habe sie erotische Fotos zu Marketingzwecken (erschienen in „First“) anfertigen müssen. Meyer will jetzt den Dialog mit Sarkissova suchen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2010)

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