Wenn Prinzessinnen heiraten: Musik aus Österreich

(c) REUTERS (HO)
  • Drucken

Das "No Problem Orchestra" aus Österreich wird bei den Hochzeiten von Prinz William mit Kate Middleton und Fürst Albert mit seiner Verlobten Charlene Wittstock spielen. Abseits der Weltbühne gibt's aber Ärger.

So weit kamen bisher nur eine Ferialpraktikantin und ausgesuchte Staatsgäste: Im Wohnzimmer des Weißen Hauses in Washington gab das No Problem Orchestra vor acht Jahren im Rahmen einer US-Tournee ein Konzert. Der damalige Hausherr Bill Clinton griff damals selbst zum Saxofon, um die Musiker aus Österreich zu begleiten. Nicht der einzige begeisterte prominente Gastgeber: Die Musikgruppe spielte auch schon vor dem Papst (den vierten Satz aus Beethovens Neunter), vor Spaniens König Juan Carlos, bei Mister Microsoft Bill Gates, Ex-James-Bond Pierce Brosnan sowie bei der Hochzeit von Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones in New York oder mehrmals beim Jazz-Festival in Montreux – Highlights einer Konzertvergangenheit, die rund 5000 Auftritte in 25 Jahren umfasst.

Jetzt kamen im Abstand von wenigen Tagen Einladungen zu den wohl wichtigsten High-Society-Events des kommenden Jahres: Sowohl bei der Hochzeit des englischen Thronfolgers Prinz William mit Kate Middleton am 29. April als auch bei jener des monegassischen Fürsten Albert II. und seiner Verlobten Charlene Wittstock am 3. Juli wird das No Problem Orchestra (NPO) auftreten. Für die Musiker ist es keine Premiere in diesen aristokratischen Kulissen. Man kennt sich. Bereits 2002 spielte das NPO ein Exklusivkonzert für Williams Oma, Englands Königin Elizabeth II., auf deren Schloss Highgrove; im selben Jahr lernte man bei einem Auftritt in Monaco auch Albert (damals noch Prinz) kennen. Dieses Mal erfolgte die Kontaktaufnahme im Fall des englischen Königshauses über einen Hochzeitsmanager, nach Monaco liefen auf Botschafterebene Drähte heiß.

Seit Bekanntwerden der Engagements ist auch das Telefon von Josef Schörkmayr im Dauereinsatz. Medien aus der ganzen Welt melden sich bei dem Kärntner in Grafenstein. In tief ländlicher Umgebung unweit von Klagenfurt liegt in einem großzügigen Einfamilienhaus Schörkmayrs Musiktherapie- und Übungszentrum. 1984 hatte der banderfahrene Musiker – unter anderem begleitete er mit „Turning Point“ im Wahlkampf 1978 Bruno Kreisky – und spätere Absolvent der Musikuniversität in Graz mit der Entwicklung einer integrativen Musiktherapie für geistig- und körperlich schwerstbehinderte Menschen begonnen. Ein Jahr später gründete der heute 57-Jährige das No Problem Orchestra. Heute umfasst das Repertoire der Musiker – vorwiegend Menschen mit Downsyndrom, Autisten und Spastiker – bis zu 50 Musikstücke. „Von Miles Davis bis Mozart, von DJ Ötzi bis Oberkrainer“, umreißt Schörkmayr die Bandbreite. Gespielt wird auf eigens adaptierten und entwickelten elektronischen Musikinstrumenten.

Während es international neben Auftritten vor Prominenten und Betuchten auch Anerkennung wie den UNO-Menschenrechtspreis oder den europäischen Preis für funktionelle Rehabilitation gegeben hat, ärgert sich Schörkmayr in Österreich über fehlende Unterstützung. So wurde nach mehreren Auftritten in der ORF-Show „Licht ins Dunkel“ ein eingeschriebener Brief nicht einmal angenommen.

Auch politische Unterstützung hat sich verflüchtigt. Schon vor fünf Jahren konnten in Graz – wo es neben Wien eine NPO-Zweigstelle gibt – nach dem Rückzug der öffentlichen Hand die Aktivitäten nur durch einen Privatsponsor fortgeführt werden. Zuletzt wurde in Kärnten die Landesförderung gestrichen. Schörkmayr überlegt nun einen Abzug aus dem Bundesland – Fürst Albert will ohnehin eine NPO-Zweigstelle in Monaco eröffnen.

Auf einen Blick

No Problem? Das österreichische „No Problem Orchestra“ – bestehend aus Musikern mit Behinderungen – wird nächstes Jahr gleich auf zwei royalen Hochzeiten aufspielen: bei Prinz William und Kate Middleton in Großbritannien und bei Fürst Albert und Charlene Wittstock in Monaco. Während das Orchester international großen Anklang findet, gibt es in Österreich immer weniger Unterstützung, klagt der Leiter des Orchesters, Josef Schörkmayr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.