Jackson-Clan: Die Sucht nach verlorenem Ruhm

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jacksonClan Sucht nach verlorenem(c) EPA (MIKE NELSON)
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Pünktlich zum zweiten Todestag des "King of Pop" drängten seine Geschwister Jermaine und LaToya Jackson zurück ins Rampenlicht, um Kapital aus dem klingenden Namen zu schlagen.

Was wäre ein Todestag des selbst ernannten „King of Pop“, ohne dass sich dessen Showbiz-Familie ins Scheinwerferlicht gestellt hätte? Zeitlebens sind Jermaine und LaToya, zwei seiner sieben Geschwister, im übermächtigen Schatten Michael Jacksons gestanden. Wie Maden zehrten sie von seinem Ruf, längst abgehalftert und zu drittklassigen Stars degradiert. Rund um den Gedenktag brachten sie sich jetzt erneut ins Gespräch, um Kapital aus dem klingenden Namen zu schlagen.

Geschäftssinn ist Jermaine nicht abzusprechen, Geschmackssicherheit schon eher. Er hat ja allerlei versucht, ohne dass ihm das Glück hold gewesen wäre. Zusammen mit seinem Vater Joe – und gegen den dezidierten Willen seiner Mutter Katherine – plante er, aus dem Neverland-Refugium ein Mausoleum im Stil von Graceland, der Elvis-Presley-Villa in Memphis, zu machen: eine Pilgerstätte für Fans. Das Konzept ist einstweilen erst einmal in der Schublade verschwunden. Als Riesenblamage endete sein Vorhaben einer weltweiten Konzerttournee, einer grandiosen Michael-Jackson-Gedenktour samt Auftritt in Schönbrunn. Weder Publikum noch die angekündigten Stars zeigten Interesse am Revival aus zweiter Hand.

Ungeachtet dessen hat Jermaine einen neuen Streich ausgeheckt – die Neuformation der „Jackson Five“. Als Mittfünfziger will er die Teenie-Popgruppe der ausklingenden Hippie-Ära wieder auferstehen lassen. „Michael hätte sich gewünscht, dass wir weitermachen“, schwadronierte er, ganz der eloquente Interpret seines jüngeren Bruders. Aus Reverenz legte er beim Bollywood-Filmfestival in Toronto in Michael Jacksons charakteristischer Fantasieuniform einen Auftritt hin.


Einen noch schwereren Stand als die Brüder hatten indes die drei Jackson-Schwestern. LaToya startete heuer in Donald Trumps TV-Show „Celebrity Apprentice“, in der B-Promis um Geld für karitative Zwecke wetteifern, ein Comeback – ohne großen Erfolg. Sie wurde gleich zwei Mal gefeuert. Hin und wieder hatte der Vater, Manager-Zampano Joe, die „Jackson-Girls“ als possierlichen Aufputz auf die Bühne gezerrt. In der Piers-Morgan-Show erzählte LaToya neulich, dass es sie eigentlich zur Juristerei hinzog. Doch Daddy – er beharrte auf die Ansprache „Joseph“ – habe sie rasch von der Uni geholt. Es kam, wie es kommen musste: Die verhinderte Wirtschaftsanwältin landete im Familiengeschäft. Wer wollte es leugnen: Ja, der Glamour der Popwelt habe auch sie in den Bann gezogen, gestand sie. Über die väterliche Zucht sieht sie heute hinweg – nach dem Motto: ohne Disziplin kein Erfolg. „Wenn man älter wird, sagt man sich: ,Er wollte ja nur das Beste.‘“

In den 1990er-Jahren hat sie ihn mit schweren Vorwürfen eingedeckt. Für noch mehr Aufsehen sorgte indes, dass sie auch ihren Bruder Michael des Missbrauchs bezichtigte. Vergeben und vergessen – heute will sie davon nichts mehr wissen. Ihr Manager-Ehemann Jack Gordon, behauptet sie, habe sie einer Gehirnwäsche unterzogen. Sie wusste nicht, wie ihr geschah. Er habe sie manipuliert und malträtiert, sie zu Nacktfotos im „Playboy“ und zu Auftritten im Pariser „Moulin Rouge“ gezwungen. Erst als er sie zu einem Porno überreden wollte, war Schluss. Nach Jahren bitterer Entfremdung floh sie Hals über Kopf aus einem New Yorker Hotel in die Arme des irrlichternden Familienclans.

Wie sie von einem Abhängigkeitsverhältnis in ein anderes flüchtete, von Papa Joe in die Fittiche des 20 Jahre älteren Gordon, schildert sie in ihrer neuen, bereits zweiten Biografie. Programmatischer Titel: „Starting Over“ – Neustart. Darin breitet sie erneut ihre These vom Mordkomplott gegen ihren Bruder aus und richtet vage Anschuldigungen gegen sein Management. Es sei um die Musikrechte gegangen. „Wenn mir etwas zustoßen sollte, ist das nicht koscher“, soll Michael geraunt haben. „Er war nicht fähig, eine Tournee durchzustehen. Sie wussten, dass er nicht gesund genug war.“

Auf einen Blick

Die Jacksons. Von den neun Geschwistern verfolgten neben Michael noch Jermaine, LaToya und Janet mehr oder weniger erfolgreiche Solokarrieren. Jermaine kündigte gerade die Neuformation der „Jackson Five“ an, Janet konzentrierte sich zuletzt mehr auf Film als auf Musik. Und LaToya startete heuer in der Reality-TV-Show „Celebrity Apprentice“ des umtriebigen Immobilien-Moguls Donald Trump ein Comeback. Pünktlich zum Todestag ihre Bruders brachte sie ihre Biografie „Starting Over“ heraus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2011)

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