Tränen der Erleichterung: Freispruch für Albert Fortell

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Schauspieler Albert Fortell stand infolge eines Bruderzwists um das Erbe der Mutter vor dem Strafrichter. Am Ende gab es einen Freispruch. Dieser ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

Nicht immer wird Schauspielern der Luxus zuteil, sich dankbare Rollen aussuchen zu können. Manchmal ist man gezwungen, auch Undankbares, ja Unangenehmes anzunehmen. In diesem Sinn fand sich gestern, Mittwoch, der Schauspieler Albert Fortell (eigentlich heißt er Adalbert Fortelni – und ist zudem „studierter“ Jurist) einmal mehr im Straflandesgericht Wien (vulgo: Graues Haus) ein. Als Angeklagter. Es war seit Ende März bereits die dritte Verhandlung. Und endlich, im dritten Anlauf gab es ein Urteil: Freispruch.

Doch der Reihe nach: Den ersten Akt des am Mittwochnachmittag geführten Schöffenprozesses bestritt jemand, der letztlich nur eine Nebenrolle spielte: Ein Bankdirektor aus dem steirischen Murau sollte über Konten des beschuldigten Mimen Auskunft geben – und damit war das Saalpublikum auch schon wieder mitten drinnen, in dem (Gerichts-)Stück um einen Bruderzwist, dem ein treibendes Motiv zugrunde liegt: Geld.

Dass nämlich der Star aus „Schlosshotel Orth“ und „Sturm der Liebe“ wegen „Schädigung fremder Gläubiger“ vor Gericht steht, ist in erster Linie der einigermaßen beharrlichen „Vorarbeit“ seines Bruders Marius zuzuschreiben. Letzterer fühlt sich im Verlassenschaftsverfahren nach dem Tod der Mutter der beiden Brüder, Gertrude Fortelni (sie starb im Juli 2007), übergangen.

Sparbücher, Schmuck, einen alten Mercedes, Bilder, Silberbesteck, Teppiche usw. soll der Schauspieler an sich gebracht haben, sehr zum Leidwesen von Marius Fortelni. Die beiden verbindet mittlerweile eine Intimfeindschaft, die auch in diversen zivilrechtlichen Verfahren ausgefochten wird. Albert Fortell beklagt auch, dass ihm Bruder Marius „mit wahnsinnigen und psychopathischen E-Mails“ das Leben schwermache. Die strafrechtliche Komponente des Falles legt die junge Anklägerin Nina Weinberger dar: Da die Mutter der Brüder nicht nur ein Vermögen, sondern auch Schulden bei der Finanz hinterlassen habe, nämlich 54.000Euro, und ebendiese Schulden vom Angeklagten nicht abgedeckt wurde, sei die Finanz – „und damit wir alle“ geschädigt worden. „Nein, ich bin nicht schuldig“, ist die durchaus nicht überraschende Textzeile des 58-jährigen Schauspielers.

Zweiter Akt in der Verhandlung: Nachdem der Bankdirektor doch eher verkrampft ausgesagt hat, schließlich ist der prominente Beschuldigte seit 20 Jahren gern gesehener Kunde des Direktors (Albert Fortell hat dem Zeugen auch vorab das Protokoll der letzten Verhandlung geschickt), dreht jener Anwalt, den Bruder Marius in die Schlacht geschickt hat, groß auf: Er stellt Beweisantrag um Beweisantrag, begehrt die Öffnung von Konten der Familie, spricht von der Aufklärung „verdeckter Geldflüsse“, möchte etwa wegen der vererbten Möbel einen Gutachter für Antiquitäten hören...

Dritter Akt: Hauptakteur Fortell, der während des aufreizend langen Vortrages des gegnerischen Anwalts um Contenance bemüht war, verliert die Nerven: „Jetzt warte ich nur, bis ich auch ein Kinderschänder gewesen bin“, ruft er mit zornrotem Kopf. Dies wiederum ist das Stichwort, auf das Fortells Staranwalt gewartet zu haben scheint: „Schön langsam werde auch ich wirklich zornig“, sagt er an die Adresse seines Anwaltskollegen. „Geben S' a Ruh'“, heißt es dann in Richtung seines Klienten. „Alles falsch“, kommt es alsdann von den beiden mehrmals, nachdem sich auch der feindliche Advokat nicht bremsen lässt, worauf endlich Richter Christian Böhm das Wort erhebt und lautstark gebietet: „Sie sind jetzt alle ruhig.“

Am Ende sah der Richter die inkriminierten Tatbestände nicht erfüllt. Und verkündete unter Tränen des Angeklagten den Freispruch – der aber noch nicht rechtskräftig ist, Staatsanwältin Weinberger meldete Nichtigkeitsbeschwerde an. Fortell gab sich gegenüber seinem Bruder versöhnlich: „Ich bin Christ. Wenn er sich entschuldigt, werde ich ihm verzeihen.“

Auf einen Blick

Der Schauspieler Albert Fortell (58) stand am Mittwoch im Landesgericht für Strafsachen Wien erneut wegen der „Schädigung fremder Gläubiger“ vor einem Schöffensenat. Ihm wurde vorgeworfen, einen Teil des Erbes seiner 2007 verstorbenen Mutter an der Finanz vorbeigeschmuggelt zu haben. Fortells Bruder Marius Fortelni hat die Sache ins Rollen gebracht, da er sich im Zuge der Erbschaft übergangen fühlt. Der Bruderzwist wird längst auch vor Zivilgerichten ausgetragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2011)

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