„Die Vermessung der Welt“ Alt-Berlin in Klosterneuburg

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Klosterneuburg ist Schauplatz eines gigantischen Spielfilmprojekts. Abraham Schuch und David Fitz vermessen die Welt in 3-D. Die Produktion ist eines der größten Spielfilmprojekte des Jahres.

Die Welt wird dieser Tage von Klosterneuburg aus vermessen. Seit Montag macht die deutschösterreichische Koproduktion „Die Vermessung der Welt“ nach dem Bestseller von Daniel Kehlmann im Stift Klosterneuburg Drehstation. Im sogenannten Apothekerhof auf der Rückseite des Barocktraktes wird der Berliner Gendarmenmarkt zur Zeit der Studentenrevolten im Jahr 1828 zum Leben erweckt – altertümliche Laternen, rollende Raubtierkäfige, Rindenmulch und jede Menge Dreck auf dem Kopfsteinpflaster inklusive.

Gedreht wird jene Szene, in der die ungleichen Wissenschaftler Alexander von Humboldt (Albrecht Abraham Schuch) und Carl Friedrich Gauß (Florian David Fitz) im historischen Berlin aufeinandertreffen. Detlev Buck führt Regie, das Drehbuch schrieb der Autor Daniel Kehlmann selbst. Das sei ein äußerst spannender Prozess gewesen, erzählt Kehlmann beim Setbesuch. Er habe den Roman gewissermaßen noch einmal geschrieben.

Die deutschösterreichische Produktion ist eines der größten Spielfilmprojekte des Jahres. 10,5 Millionen Euro verschlingen die aufwendige Ausstattung, die Reise zum Dreh nach Ecuador und die Arbeit mit den 3-D-Kameras. „3-D wird zwar für gewöhnlich mit Genre-Kino assoziiert, aber in unserem Fall fügt es dem Film eine zusätzliche Spielebene hinzu“, so Kehlmann. „Als ich die ersten Bilder gesehen habe, war ich begeistert.“ Er habe Szenen neu erfunden und die indirekte Rede zuweilen in Dialoge verwandelt. Gemeinsam mit den Ideen von Buck sei das Drehbuch bald „immer schräger und unkonventioneller geworden“. Laut dem deutschen Produzenten Claus Boje ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen 2-D und 3-D, dass es keine Unschärfe im Bild gibt. „Es wird ein physischer Film, sehr packend, in dem vieles parallel geschieht.“ Außerdem werde man „viel zu lachen haben“.

Neben den beiden Hauptdarstellern steht unter anderem David Kross („Der Vorleser“) in Klosterneuburg vor der Kamera. Auch Karl Markovics, der die österreichische Schauspielerriege in der historischen Komödie anführt, war am Montag am Set, obwohl er dort keinen Dreh hat. Er verkörpert Büttner, den Lehrer des jungen Gauß. Markovics bekannte, er habe keinen Moment gezögert, die Rolle anzunehmen. Die Vorstellung, den Lehrer eines kleinen Buben zu spielen, „den er vorher vielleicht noch geschlagen hat und in dem er plötzlich das absolut Große erkennt“, habe ihn fasziniert. Die Arbeit mit 3-D habe für ihn dagegen nicht viel verändert: „Ich bin ja eigentlich immer 3-D.“

In einer „unglaublich dankbaren, beneidenswerten Situation“ sieht sich auch Albrecht Abraham Schuch, der Alexander von Humboldt spielt. „Ich konnte mich auf die Rolle kaum vorbereiten, aber ich freue mich sehr darauf, mich in der abenteuerlichen Welt dieses verrückten Wissenschaftlers zu verlieren“, schwärmt der deutsche Shootingstar, der zuletzt in Robert Thalheims „Westwind“ glänzte. Besonders gespannt sei er auf den Dreh in 3-D. „Das wird meine erste Erfahrung damit sein – eine große Herausforderung.“

Fast abgedreht hat seine Szenen hingegen Florian David Fitz als Carl Friedrich Gauß. „Sich in eine Zeit zu denken, die von dem permanenten Drang nach Entdeckung geprägt war, war sehr aufregend“, sagt der Mädchenschwarm aus der Serie „Doctor's Diary“. Im Kino war Fitz zuletzt an der Seite von Til Schweiger in „Männerherzen und die ganz ganz große Liebe“ zu sehen. „Ich wollte nicht einfach nur einen ,Nerd‘ spielen, sondern habe versucht, das Wesen seines Charakters zu verstehen und zu verinnerlichen.“

Nach Klosterneuburg sollen übrigens auch weitere Szenen in Österreich gedreht werden – Details sind noch nicht bekannt. Der Film soll im Herbst 2012 in Österreich und Deutschland ins Kino kommen.

Auf einen Blick

Bestselleradaption. „Die Vermessung der Welt“ erzählt eine fiktive Doppelbiografie, in der Alexander von Humboldt auszieht, um die Welt zu vermessen, während es Carl Friedrich Gauß vorzieht, zu Hause zu bleiben, um sie zu berechnen. Der deutsche Filmemacher Detlev Buck führt Regie, das Drehbuch schrieb der Autor Daniel Kehlmann selbst. Die aufwendige deutschösterreichische 3-D-Produktion wird seit Montag unter anderem im niederösterreichischen Klosterneuburg gedreht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2011)

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