Life-Ball: Italiens „Vogue“-Chefin führt Regie

Franca Sozzani
Franca SozzaniReuters
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Der 20. Life Ball feiert sich auf dem Laufsteg mit einer Retrospektive. Die Schirmherrschaft übernimmt Franca Sozzani von „Vogue Italia“. Hinter den Kulissen ist man ob der Tatsache einigermaßen aus dem Häuschen

Wenn Anna Wintour der Steven Spielberg der Modemagazine ist“, sagte einmal der bekannte Art Director Fabien Baron über Franca Sozzani, „dann ist Franca Pedro Almodovar.“ Keine Frage, der Stil der amerikanischen „Vogue“-Chefin und ihres italienischen Pendants könnte, wiewohl die beiden Freundinnen sind, unterschiedlicher kaum sein. Wintour kann man sich denn auch nur schwer als Organisatorin einer Life-Ball-Modenschau vorstellen. Die Italienerin Franca Sozzani hat diese Aufgabe gerade übernommen.

Normalerweise lädt der Life Ball ja einen Designer ein, seine Modenschau zu gestalten. Heuer hat man darauf verzichtet – zur 20. Ausgabe des Charity-Balls wirft man stattdessen einen Blick zurück auf all die, die schon da waren. Wie die Retrospektive aussehen wird, liegt nun in den Händen der „Vogue“, die die Modenschau, wie es im einschlägigen Jargon heißt, „hosten“ wird.

Eingefädelt hat das die in der Modewelt umtriebige Automarke Mini, die seit elf Jahren den jeweiligen Life-Ball-Designer ein Auto gestalten lässt. Auch das wird heuer Franca Sozzani übernehmen. Hinter den Kulissen des Balls ist man ob der Tatsache einigermaßen aus dem Häuschen, schließlich hält man die 62-Jährige für die „einflussreichste Frau im Modebusiness“.



Eine Einschätzung, die das „Time“-Magazin teilt. Das nannte Sozzani in einem Porträt im letzten September eine Moderebellin, ihre italienische „Vogue“-Ausgabe das „einflussreichste Modemagazin der Welt“, trotz der im Vergleich zum kommerzielleren US-Pendant geringen Auflage von 140.000 Exemplaren. Sozzani, schrieb die „Welt“ im selben Monat, stehe Wintour in nichts nach, sie vermarkte sich nur weniger, sei umgänglicher und humorvoller. Tatsächlich erklärte Sozzani in einem „Newsweek“-Interview mit Blick auf Carine Roitfeld, die frühere Chefin der französischen „Vogue“, sie sei „kein Celebrity“. Wer glaube, dass das nötig sei, um „Vogue“-Chefredakteurin zu sein, „bei dem läuft im Leben etwas falsch“.

Für Aufsehen sorgt die Kunstliebhaberin mit den gewellten Haaren vor allem wegen der Aktionen ihres Magazins. Linda Evangelista setzte sie mit verbundenem Gesicht aufs Cover, ein Seitenhieb auf den Schönheits-OP-Wahn. Ein anderes Mal ließ sie nur schwarze Models fotografieren, in der letzten Juni-Ausgabe nur üppige, runde. Um die Meriten der Italienerin und ihrer Modebibel weiß man auch in Frankreich: Im März ernannte Präsident Nicolas Sarkozy sie zum Ritter der Ehrenlegion.

In ihrem Gefolge werden in Wien denn auch einige Modeschöpfer mit Life-Ball-Vergangenheit erwartet, darunter Roberto Cavalli, Angela Missoni, Philip Treacy oder Rosella Jardini, engste Wegbegleiterin des an den Folgen von Aids verstorbenen Franco Moschino. Mit Stefano Citron und Federico Piaggi haben sich die modischen Erben des verstorbenen Gianfranco Ferré angekündigt; Travor Rains und Richie Rich werden sich noch einmal zu Heatherette vereinen. Wieder erwartet wird Renzo Rosso, Besitzer des Diesel-Imperiums, auch Veteranin Vivienne Westwood und ihr Sohn, Agent-Provocateur-Erfinder Joseph Corré, denken an ein Kommen. Life-Ball-Chef Gery Keszler freut sich auf Erinnerungen an „unvergessliche Momente“. Etwa das Schleppenkleid von Jean-Paul Gaultier, in dem „Dagmar Koller nach einem Fehltritt der legendäre Busenblitzer passiert ist“. Oder das Krinolinenkleid von John Galliano, in dem Lotte Tobisch „nicht nur ihre hübschen Beine, sondern auch ihre Unterwäsche enthüllt hat“.

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