Stilkritik: Der Abschlussball der Wiener Society

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Über Goldfolienplissee, Hühner, Handschmuck und erfreulich viel Wiener Modedesign.

Wien. Angeblich wünschen sich Ballroom Dancer auf der ganzen Welt ja nichts sehnlicher, als den Wiener Opernball zu bewalzern. Etwas nüchterner bewertete freilich Stargast Brooke Shields in einem TV-Interview das glamouröse Ereignis: Sie sprach nämlich, hoffentlich humorig, von „the prom“, also einem amerikanischen Abschlussball – ein absolut nicht benimmfibelkompatibler Minimierungsfauxpas, den allerhöchstens ihre Entscheidung, das Kleid der Wiener Designerin Martina Müller zu tragen, abzuschwächen vermochte.

Über die Details dieser Outfit-Wahl war die Öffentlichkeit im Bilde, da, ähnlich wie bei Red-Carpet-Galas in Übersee, auch hierzulande vorab alles Wissenswerte zu den Outfits der Prominenz bekannt gegeben wird. Der Designer des Kleides von Desirée Treichl-Stürgkh, Petar Petrov, hatte seine Instagram-Fangemeinde ebenfalls über seine Ausstatterrolle informiert.

Die scheidende Ballmutter, der Petrovs Kreation ausgezeichnet stand, gab auf Alfons Haiders Variation der etwa bei den Oscars unumgänglichen Red-Carpet-Frage (aus „Who are you wearing?“ wird in Wien „Was trägst du da?“) launige Materialdetails preis: „Ein Huhn! Zwei Hühner!!“ Apropos Hollywood: Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch auf der Feststiege eine Spezialkamera zum fachgerechten Erfassen von Maniküre und Handschmuck installiert wird. Ausgezahlt hätte sich das heuer etwa bei Ekaterina Mucha, die Bucherer-Preziosen im Wert von einigen hunderttausend Euro angelegt hatte.

Eine Hommage an Sponsor Ferrero Rocher hatte, wie auch Kommentatorin Mirjam Weichselbraun nicht entging, Cathy „Spatzi“ Lugner in Form einer etwas gebastelt anmutenden Goldfolienplisseerobe von Harald Glööckler angelegt. Weichselbraun selbst hatte sich vielleicht von Conchita Wurst (wo war sie?) inspirieren lassen und trug ein wahrlich geschmackvolles Kleid des Wurst-Intimus Jürgen Christian Hörl.

Bundespräsident Heinz Fischer war indes sichtlich erleichtert über das absehbare Ende seiner Antanzpflichten, Margit Fischer hatte derweil bei ihrem, so war es angekündigt, letzten Opernballauftritt modisch alle Register gezogen und trug eine Kleid gewordene mathematische Formelsammlung – „Die Presse“ berichtete. (dk)

Mehr auf: www.diepresse.com/opernball

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2016)

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