Auf eine Jause in die Wolfsschlucht

Ausgestopfter Fasan (Symbolbild).
Ausgestopfter Fasan (Symbolbild).(c) imago stock&people
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Bühnenbildnerin Agnes Hasun hat für den Opernball den Heurigen im Souterrain des Opernhauses mit „Freischütz“-Motiven neu gestaltet.

Der Goldfasan mit seinen langen Schwanzfedern, den Agnes Hasun gerade vorsichtig durch die engen, verwinkelten Gänge der Staatsoper getragen hat, der sei eine Idee ihrer Oma gewesen. Es wäre doch schön, wenn der Vogel auch einmal auf den Opernball gehen könnte, habe die alte Dame gemeint, als Hasun ihr von ihrem jüngsten Auftrag berichtete.

Dieser lautet, für den Ball am kommenden Donnerstag dort, wo normalerweise die Philharmoniker im Souterrain ihre Instrumente zwischenlagern und in ihrer Garderobe in den Frack schlüpfen, eine „Wolfsschlucht“ einzurichten: Deren Szenerie aus der Carl-Maria-von-Weber-Oper „Der Freischütz“ hat die neue Opernballorganisatorin Maria Großbauer als neue Inspiration für den Opernball-Heurigen erkoren – wie sie überhaupt in ihrem Konzept durchgehend mit Opernzitaten arbeitet. Und, folgerichtig, auch mit Menschen, die schon in der Vergangenheit für die Oper gearbeitet haben.

Schon ihr allererstes Bühnenbild, sagt Agnes Hasun, habe sie vor gut zehn Jahren für die Staatsoper machen dürfen. Damals war sie 22, gerade mit der Ausbildung fertig und als Assistentin am Haus, als ihr das Bühnenbild für den „Nibelungenring für Kinder“ im Kinderzelt übertragen wurde. Es folgten „Die Feen“ und „Undine“.

Meisterklasse bei Erich Wonder

Gezeichnet und gemalt, sagt Hasun, habe sie schon als Teenager gern. Letztlich sei es aber durch Zufall die „Steirischer Herbst“-Intendantin Veronica Kaup-Hasler gewesen, die sie auf die Möglichkeit eines eigenen Bühnenbildstudiums hinwies – war Kaup-Hasler doch selbst Lehrbeauftragte an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterklasse von Erich Wonder gewesen, in der Hasun schließlich studierte. Inzwischen hat die 32-Jährige in Salzburg („Pippi Langstrumpf“), am Opernhaus Zürich oder am Wiener Konzerthaus eigene Bühnenbilder gestaltet, betont aber, dass sie bis heute auch gern assistiert, seit zwölf Jahren etwa jeden Sommer bei den Salzburger Festspielen. „Solange ich bei einem Projekt immer etwas Neues mitnehme, mache ich das sehr gern.“

Bei den Pfingstfestspielen arbeitet sie demnächst wieder mit Johannes Leiacker, bei den Bregenzer Festspielen und in Antwerpen mit Christof Hetzer – gerade er sei „einer von denen, von denen man wirklich etwas lernen kann, und der sehr großzügig mit seinem Wissen umgeht“. Dass ihr Name nach Theater klingt, hat freilich – auch – mit ihrer jüngeren Schwester Alma zu tun, die als Schauspielerin an der Josefstadt engagiert ist. Dass Alma mit neun zum Casting ihrer Tanzschule für das „Mozart“-Musical gehen wollte und mit der Hauptrolle des kindlichen Genies wiederkam, habe rückblickend wohl die ganze Familie dem Theater nähergebracht. Auch wenn ihre drei Brüder trotzdem in anderen Bereichen gelandet seien.

Sie selbst hat nun jedenfalls die nicht ganz einfache Aufgabe, aus dem funktionalen Souterrain des Opernhauses mit seinem Fünfzigerjahre-Interieur für Ballgäste einen Ort der Gemütlichkeit zu schaffen. Für ihre Wolfsschlucht hat sie ein Waldmotiv gestaltet, das in echte Bäume übergeht. Als moosig, nebelig beschreibt sie die Szenerie. Eine feurig leuchtende „Waldschenke“ ist von Samiel, dem schwarzen Jäger und Teufel, inspiriert. Eine völlig neue Aufgabe sei das – „ein Bühnenbild zu schaffen, in dem getrunken, gefeiert und hoffentlich getanzt wird“. Auch jenen Gang, in dem die Heurigentische stehen, hat sie versucht mit Pflanzen, Lichterketten und kleinen Separees etwas gemütlicher zu gestalten. Gemeinsam mit Maria Großbauer hat sie außerdem Tierpräparator Helmuth Raith einen Besuch abgestattet und einige ausgestopfte Tiere für den Ball ausgeliehen – „auch wenn es mir eigentlich am liebsten ist, wenn die Tiere noch leben“. Der Goldfasan ist freilich seit Jahrzehnten tot, ihr Großvater hatte ihn einst in Tschechien geschossen. Dass er, über der Haustür ihrer Großeltern hängend, erst vor Kurzem das Kind eines Cousins erschreckte, hält sie auch für passend. Schließlich solle die Wolfsschlucht zwar gemütlich, „aber auch ein bisschen unheimlich sein“.

Zur Person

Agnes Hasun wurde in Wien geboren und studierte Bühnenbild an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterklasse von Erich Wonder. 2004 wurde sie für ihre Arbeit zu Schrekers „Fernem Klang“ mit dem Meisterschulpreis für Szenographie der Akademie ausgezeichnet. Daneben studierte sie Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Zuletzt entwarf sie das Bühnen- und Kostümbild für „La Clemenza di Tito“ am Theater Akzent. Ihre jüngere Schwester Alma Hasun ist Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2017)

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