König Albert II.: Der Thronwechsel, ein heikles Thema

König Albert II.
König Albert II.(c) REUTERS (FRANCOIS LENOIR)
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Soll König Albert II. nach dem Vorbild der Niederlande Platz für einen Jüngeren machen? Albert habe im Familienkreis und gegenüber einigen Politikern bereits angedeutet, dass er nicht im Amt sterben wolle.

Brüssel/Den Haag. Der baldige Thronwechsel in den Niederlanden am 30. April, wenn Königin Beatrix (75) nach 33 Jahren Amtszeit abdankt und ihr ältester Sohn Willem-Alexander (45) König wird, hat im Nachbarland Belgien eine Debatte über einen Rücktritt von König Albert II. ausgelöst. Albert, der am 6. Juni seinen 79. Geburtstag feiert, soll ebenfalls Platz für seinen ältesten Sohn Philippe (53) machen, fordert etwa der Historiker Mark Van den Wijngaert in der Zeitung „De Standaard“.

Zwar sei die staatsrechtliche Lage anders als in den Niederlanden, weil die Verfassung einen vorzeitigen Thronwechsel nicht regle, aber die Politik müsse einen solchen doch zumindest vorbereiten. Albert hat nach Informationen des Königshaus-Insiders Van den Wijngaert im Familienkreis und gegenüber einigen Politikern bereits angedeutet, dass er nicht im Amt sterben wolle. Aber die Politik negiere diese Signale bisher geflissentlich, meint der Historiker.

Heikles Thema im fragilen Belgien

Und dafür gebe es einen guten Grund: Die Politik meide das Thema Thronwechsel, weil dieser im ethnisch fragilen Belgien, das sich 1830 im Zug der „Belgischen Revolution“ mit dem Sanktus der Großmächte von den Niederlanden gelöst hat, „chaotisch“ verlaufen könne. Der allseits respektierte König ist eines der wenigen Symbole für die Einheit Belgiens, das durch den Sprachkonflikt zwischen niederländischsprachigen Flamen und frankofonen Wallonen geteilt ist.

Von den bisher sieben belgischen Königen bzw. Prinzregenten habe nur einer abgedankt: Leopold III. (1934–51). Er sei aber nicht freiwillig gegangen, sondern habe gehen müssen, weil er im Zweiten Weltkrieg mit den Nazis verhandelt hatte. „Leopold wurde mit einem Gesetz vom August 1950 zum Rücktritt gezwungen. Dieses kann man auf Albert II. nicht anwenden“, sagt der Historiker.

Wie der niederländische Kronprinz Willem-Alexander sei auch Thronfolger Philippe auf sein Amt als König gut vorbereitet. Er könne es jederzeit antreten, und: „Wenn er jetzt nicht reif für den Thron ist, wann dann?“ Die Monarchie müsse heute geführt werden wie ein Unternehmen. Auch dort gebe es regelmäßig Managerwechsel, weil neue Köpfe neue Ideen hätten.

Lernen von den Holländern

Jedenfalls werden Philippe und seine Gattin, Prinzessin Mathilde, die mit der niederländischen Prinzessin und baldigen Königin Máxima befreundet ist, am 30. April in Amsterdam sein. Dann können sie erfahren, wie man einen Thronwechsel gut vorbereitet und regelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2013)

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