Großbritannien: Warten auf „Baby Cambridge“

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Warten bdquoBaby Cambridgeldquo(c) REUTERS (STEFAN WERMUTH)
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Gerüchten zufolge soll das Baby von Prinz William und Kate Middleton am heutigen Samstag auf die Welt kommen. Die Journalisten haben Position bezogen.

London. Mit wachsender Spannung erwarten Großbritannien und die Welt die Geburt des ersten Kindes von Prinz William und seiner Frau Kate Middleton. Seit Tagen haben Dutzende Kamerateams aus aller Welt vor dem St Mary's Hospital im Westlondoner Stadtteil Paddington Position bezogen. „Wir sind rund um die Uhr in Alarmzustand“, sagt ein Kameramann des US-Senders NBC, während er den untypischen Sommersonnenschein genießt.

Seit das Gerücht aufgekommen ist, der Geburtstermin für das „Royal Baby“ sei der 13.Juli, will keiner den großen Moment verpassen. „Einige Passanten haben sich schon über uns lustig gemacht“, meint der Kameramann. Doch das ist allemal besser, als den großen Moment zu verpassen, wenn Kate und William auf den Treppen des Krankenhauseingangs das Neugeborene den Medien präsentieren.

Die Aufregung um das Baby von William und Kate ist umso größer, als es eines Tages den britischen Thron übernehmen wird. Nach einer Gesetzesänderung vom vergangenen Jahr geht die Erbfolge direkt an den Erstgeborenen über, die bisherige Bevorzugung männlicher Nachkommen wird aufgehoben. Sofort mit der Geburt erhält es den Titel Königliche Hoheit. Damit wird das Baby nach seinem Großvater Prinz Charles und seinem Vater Prinz William Dritter in der Thronfolge.

Sollte das Commonwealth dann noch bestehen, wird der künftige Monarch neben Großbritannien in 15 Staaten oberster Souverän sein. Wird es ein Mädchen, wird es erst die siebente Queen seit 1069 sein, aber in illustren Reihen mit Mary, Elizabeth I., Victoria und der heutigen Queen ElizabethII. stehen.

Ob es so weit kommen wird, ist vorerst ebenso unklar der Name des Neugeborenen. Die Wettbüros vermelden dieser Tage Rekordumsätze. „Das Geschäft boomt“, berichtet ein Sprecher von Paddy Power, „wir haben mehr Umsatz als bei der königlichen Hochzeit im April 2010.“ Die Mehrheit glaubt, dass Kate ein Mädchen zur Welt bringen wird. Im März versprach sich Kate bei einem öffentlichen Auftritt, und Ohrenzeugen wollen das Wort „Tochter“ gehört haben. Wiederholte Dementis konnten das vermeintliche Missgeschick nicht aus der Welt schaffen. Unter den Namen führt Alexandra vor Charlotte und Elizabeth, bei den männlichen Vornamen rangiert George vor James und Charles.

Souvenirindustrie in fiebriger Erwartung

Es kann aber Tage dauern, bis die Eltern sich auf einen Namen festlegen. Bei William dauerte es 1981 eine Woche, bei Charles gar einen Monat. In der Zwischenzeit wird das Neugeborene in dem Krankenhaus als „Baby Cambridge“ geführt werden. Queen Elizabeth verlieh William und Kate zur Eheschließung den Titel Duke und Duchess of Cambridge.

So unklar Geschlecht, Name und Geburtsdatum sind, so klar geregelt ist das höfische Zeremoniell. William hat einen Hubschrauber auf Abruf, um bei der Geburt an der Seite seiner Frau sein zu können. Mit einem abhörsicheren Telefon will er danach die Queen informieren. Zugleich wird ein Bote mit der offiziellen Benachrichtigung auf den Weg geschickt, die dann am Tor des Buckingham Palace angeschlagen wird. In London werden 41 Salutschüsse erfolgen, im ganzen Land wird der Union Jack gehisst. Bekanntmachung über Facebook und Twitter darf nicht fehlen.

In fiebriger Erwartung ist seit Wochen auch die Souvenirindustrie. Mit zusätzlichen Einnahmen bis zu 250 Millionen Pfund aus dem Verkauf von Gedenktassen, -medaillen, -tüchern, -postern und dergleichen mehr rechnet der britische Einzelhandelsverband. „Für viele Hersteller kann das ein Umsatzplus von bis zu zehn Prozent bringen“, sagt Laura Cohen von der British Ceramic Confederation. Zweifel sind erlaubt: In jedem beliebigem Londoner Souvenirshop werden heute noch Artikel für die Olympischen Spiele 2012 verramscht.

Das tut der Fantasie der Hersteller keinen Abbruch. Von königlichen Schnullern über königliche Strampelanzüge bis zu Nachttöpfen in Form einen Throns, die „bei erfolgreicher Verrichtung des Geschäfts“ Triumphfanfaren ausstoßen, kann beinahe alles erstanden werden. Der Spielzeughersteller Playmobil gratuliert dem Paar mit einer Sonderanfertigung, die die Prinzessin und den Prinzen mit ihrem Nachwuchs zeigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2013)

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