Ein Sohn für Kate, William und das Königreich

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Frühmorgens fuhren Kate und William in die Geburtsklinik. Am Abend des 22. Juli wurde die Geburt bekannt gegeben: Ein Bub mit etwas mehr als 3,8 Kilogramm sei um 16.24 Uhr zur Welt gekommen.

London. Großbritannien hat einen neuen - künftigen - Monarchen. Kate Middleton, die Frau von Prinz William, brachte Montagnachmittag einen Sohn zur Welt. Am Abend wurde bekanntgeben: Der Bub sei um 16.24 Uhr (Ortszeit) zur Welt gekommen. Das Neugeborene wiege 3,8 Kilogramm. Sein Name war zunächst nicht bekannt. Ungeachtet dessen erhielt das Baby per Erlass der Queen den Titel Seine Königliche Hoheit und wird als dritter in der Thronfolge eines Tages das Staatsoberhaupt von Großbritannien werden.

In der für das Land charakteristischen Verbindung jahrhundertealter Tradition mit neuesten Technologien erfolgte die Bekanntgabe der Geburt zuerst per Email und dann mittels eines Aushangs am Zaun des Buckingham Palace auf edelstem Kanzleipapier. Die Nachricht wurde von einer riesigen Menge mit großem Jubel begrüßt. Zugleich trafen die offiziellen Glückwünsche ein, Prinz Charles, der Vater von William, zeigte sich "unglaublich stolz", Premierminister David Cameron sprach von einem "ganz wichtigen Tag im Leben unserer Nation" und auch Oppositionsführer Ed Miliband schloss sich "aus ganzem Herzen" den Glückwünschen an.

Warten seit dem 13. Juli

Die Nachricht von der Geburt des Nachwuchses im königlichen Haushalt wurde von der Öffentlichkeit auch mit einer großen Portion Erleichterung aufgenommen, denn das "Royal Baby" war Gerüchten zufolge bei seiner Geburt gestern mindestens eine Woche über dem errechneten Geburtstermin, Seit 1. Juli belagerten dutzende Kamerateams aus aller Welt den Eingang zum Privatflügel des St Mary's Hospital in Westlondon, wo einst auch Prinzessin Diana ihre Söhne William (31) und Harry (28) zur Welt gebracht hatte, nachdem man zunächst mit einer Niederkunft am 13. Juli gerechnet hatte. Die Spannung und die Mengen wuchsen täglich - gestern waren mehr als 250 Teams vor dem Krankenhaus im Einsatz.

Für William und Kate (ebenfalls 31), die vor zwei Jahren geheiratet hatten, ist es jeweils das erste Kind. Es wird zumindest seine ersten Lebensjahre im Westlondoner Kensington Palace verbringen. In den 21 auf Steuerzahlerkosten im eine Million Pfund renovierten Prunkräumen wird es dem Neugeborenen an nichts fehlen. Angesichts dieser Umstände ist es wenig verwunderlich, dass in einer aktuellen Umfrage 70 Prozent der Briten sagen, „ein normales Aufwachsen ist für ein Kind der Königsfamilie unmöglich".

Dennoch tobt seit Monaten die Debatte, ob das Neugeborene mit (wie traditionell üblich) oder ohne Kindermädchen auswachsen soll und wird. Dank der Herkunft von Mutter ist das Baby der erste britische Thronfolger seit 350 Jahren, der zur Hälfte bürgerlicher Abstimmung sein wird. Sowohl William, der als 15-Jähriger den Schock des Unfalltods seiner Mutter Diana verkraften musste, als auch Kate äußerten den Wunsch, ihr Kind möge „so normal wie möglich" heranwachsen.

Das wird kaum möglich sein, selbst wenn die bürgerlichen Middletons zur Schwere des Königshauses ein willkommenes Gegengewicht zu bilden verstehen: Vom ersten Schultag bis zum ersten offiziellen Auftritt bis zu all jenen Momenten, die man im Palast lieber nicht in den Zeitungen wiederfinden möchte, wird ein Heer an Paparazzi dem jüngsten Spross der Königsfamilie gnadenlos auf den Fersen sein.

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Monarch soll Beruf erlernen

Auch die Briten selbst sind sich nicht sicher, ob eine „Königliche Hoheit" wirklich „so normal wie möglich" sein soll, aber die Zeiten ändern sich. Der viktorianische Verfassungsrechtler Walter Bagehot hatte noch gewarnt: „Wenn wir das Tageslicht hereinlassen, drohen wir das Mystische des Königlichen zu zerstören." Heute wollen 65 Prozent, dass der künftige Monarch vor der Thronbesteigung einen Beruf ausübt.

Dem langen Warten auf die Geburt des Kindes von Kate und William wird schließlich ein noch viel längeres Warten auf den Thron folgen: Queen Elizabeth II. zeigt mit ihren 87 Lebensjahren und nach 60 Jahren als Regentin keinerlei Absicht das Zepter an ihrem im November bereits 65 Jahre alten Sohn Charles weiterzugeben. Dann ist noch der frischgebackene Papa William an der Reihe.

Ganz besondere Freude zeigte auch Williams Bruder, der berüchtigte "Partyprinz" Harry. Mit der Geburt rutschte er in der Thronfolge auf den bedeutungslosen vierten Platz. „Er kann nun wirklich machen, was zum Teufel er will. Gott helfe uns", sagt ein Mitarbeiter des Königshauses.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2013)

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