Niederlande: Frisos Rückkehr nach Drakensteyn

Königliche Familie nahm Abschied von Prinz Friso
Königliche Familie nahm Abschied von Prinz Friso Reuters
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Der am Montag nach 18 Monaten Wachkoma verstorbene Prinz wurde am Freitag beerdigt – in jenem Dorf bei Schloss Drakensteyn, in dem er als Kind aufgewachsen war.

Prinz Friso legte am Freitag seine letzte Fahrt auf Erden zurück: Eine schwarze Limousine brachte den Sarg des Prinzen, der am Montag 44-jährig nach 18 Monaten Wachkoma verstorben war, von Schloss Huis ten Bosch in Den Haag in die Stulpkirche nach Lage Vuursche, einem kleinen Dorf nördlich von Utrecht. Dort fand der zweite Sohn von Ex-Königin Beatrix auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte.

Sein Grab liegt nur wenige Meter vom Garten des Schlosses Drakensteyn entfernt, jenem Schloss, in dem er mit seinen Brüdern – dem seit April neuen König Willem-Alexander (46) und Prinz Constantijn (43) – aufgewachsen ist. Auf der riesigen Wiese von Drakensteyn, nur einen Steinwurf von seinem Grab entfernt, hat Friso als Kind gespielt. Seine Mutter Beatrix (75), sie hat im April nach 33 Herrschaftsjahren abgedankt, wird demnächst wieder auf Drakensteyn wohnen und dann nahe bei ihrem verstorbenen Sohn sein, den sie besonders gern hatte. Sie kann zu Fuß in wenigen Minuten vom Schloss zum Grab gehen.

Vermutlich Sterbehilfe

Friso kam im Februar 2012 in Lech am Arlberg in ungesichertem Gelände unter eine Lawine. Dabei erlitt sein Gehirn durch die Unterbrechung der Luftzufuhr unheilbare Schäden. Friso lag seither im Wachkoma und hatte laut Auskunft der Ärzte nur minimales Bewusstsein. Im Juli wurde er von einer Spezialklinik in London nach Den Haag gebracht, wo er am vergangenen Montag in Schloss Huis ten Bosch starb, im Beisein seiner Frau Mabel, einen Tag nach deren 45. Geburtstag.
Obwohl sich der Palast dazu bisher nicht äußerte, dürfte man – vermutlich auf Wunsch Mabels und Beatrix' – die lebenserhaltenden Geräte des Prinzen abgestellt haben. Sterbehilfe ist in den Niederlanden nämlich legal und wird häufig praktiziert.

Seine Bestattung ist unterdessen der erste Fall, bei dem ein Prinz des Herrschergeschlechts von Oranien-Nassau nicht in der Familiengruft in der Nieuwe Kerk in Delft beigesetzt wird. Das ist ein Bruch mit der Tradition des Königshauses, aber es scheint so, als wollte Ex-Königin Beatrix Friso ganz nahe bei sich und Schloss Drakensteyn haben.

Skifreund aus Lech als Gast

Zugelassen zur Trauerfeier und der Totenmesse in dem Ort mit seinen rund 1500 Einwohnern, der von der Polizei fast hermetisch abgeriegelt war, waren nur Familienangehörige und enge Freunde von Friso. Unter den Gästen war auch Norwegens König Harald V., der Patenonkel Frisos, und der Lecher Hotelier Florian Moosbrugger – er war schon als Kind ein Freund Frisos und am unglückseligen 17. Februar 2012 mit diesem Ski fahren. Er überlebte damals die Wucht der Lawine, weil er einen Airbag trug, Prinz Friso hingegen nicht.

Friso hinterlässt neben seiner Gattin Mabel die Töchter Luana (8) und Zaria (7), die bei der Beerdigung, die bei schönstem Wetter stattfand, weiße Kleidchen trugen.
Es war kein Vertreter der Haager Regierung anwesend: Diese und das Parlament hatten 2004, als Friso Mabel heiratete, verlangt, dass er seine Thronfolgerechte abgebe und damit im Grunde aus dem Königshaus ausscheide. Grund: Einer von Mabels Exfreunden war ein Amsterdamer Unterweltsboss, der 1991, während der Beziehung mit Mabel, bei einer Fehde erschossen wurde.
Der Gottesdienst wurde von Pfarrer Carel ter Linden geleitet, der Friso und Mabel 2004 getraut hatte. Ter Linden ist Hauspfarrer der Oranier. Um das Grab waren hohe, undurchsichtige Stellwände platziert worden, um die Trauergesellschaft vor Blicken zu schützen.

Furcht vor „Grabtourismus“

Der Friedhof wird voraussichtlich einige Tage nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sein, weil man fürchtet, dass es eine Art „Grabtourismus“ geben könnte. Auch Fernseh-Liveübertragungen waren untersagt; zwar durfte gefilmt werden, die Aufnahmen müssen aber erst noch von der Königsfamilie freigegeben werden.
Im Vorarlberger Wintersportort Lech nahmen bereits am Donnerstag mehr als 1000 Einwohner und Urlauber bei einer Messe Abschied von Prinz Friso.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2013)

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