Belgien: Wenn ein König zum Gentest antreten muss

Belgium´s King Albert II visits the Belgian civil protection unit in Ghlin, near Mons
Belgium´s King Albert II visits the Belgian civil protection unit in Ghlin, near Mons(c) REUTERS (FRANCOIS LENOIR)
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Die angeblich uneheliche Tochter des im Vorjahr abgetretenen Königs Albert II., Delphine Boël, will Anerkennung und ein Ende der „Diskriminierung“.

Brüssel. „In meinem Alter brauche ich keinen Vater mehr. Aber ich will endlich, dass mein Vater mich als Tochter anerkennt.“ Das sagt die Belgierin Delphine Boël (46), eine Künstlerin, die nach eigenen Angaben ein uneheliches Kind von König Albert II. ist und deshalb nun den 80-Jährigen verklagt.

Eigentlich hat Albert, der 1993 den Thron bestiegen hatte, im Vorjahr zugunsten seines ältesten Sohnes Philippe abgedankt, er trägt aber weiter den Titel König. Zur Causa, die etwa vor zehn Jahren publik wurde, schweigt er. Also wird in Kürze ein beispielloser Prozess gegen den König beginnen, in dem Boël durchsetzen will, dass dieser sich einem DNA-Test unterziehen muss. Damit könnte seine Vaterschaft zweifelsfrei nachgewiesen (oder widerlegt) werden.

„Ich will keine illegitime Tochter mehr sein. Mit dem Status habe ich Probleme“, sagt Boël. „Ich stehe als ,gefährliche Person‘ auf einer geheimen Liste. Ich will, dass mein Name daraus gestrichen wird, denn deswegen habe ich viele Nachteile. Das beginnt schon bei Banken, die mir keinen Kredit geben wollen.“ Zudem stünden auch ihre Mutter und ihre beiden Kinder auf dieser ominösen Liste. Sie werde wie ein Staatsfeind behandelt.

Die einstige Affäre Alberts, der seit 1959 mit der Italienerin Paola Ruffo di Calabria verheiratet ist, soll so ausgesehen haben: Boëls Mutter, Baronin Sybille de Selys Longchamps, hatte angeblich 18 Jahre lang ein Verhältnis mit Albert. Die heute 72-Jährige brach gerade auch ihr Schweigen und enthüllte Details. So habe Albert, damals noch Prinz, sich von Paola scheiden lassen wollen. Sie habe das aber verhindert, indem sie die Beziehung beendet habe und nach London zog. Überdies habe sie den Prinzen nicht verführt, sondern dessen Avancen zunächst abgewiesen. Er sei aber sehr verliebt gewesen und Delphine der Beweis dieser Liebe, wozu der König stehen sollte.

Belastung für das fragile Land

Heute, sagt die Baronin, würden sie und ihre Tochter (sie ist seit Langem mit einem Texaner verheiratet) „systematisch diskriminiert“, dürften nicht in die Nähe der königlichen Familie kommen. Einmal seien Gemälde ihrer Tochter in einer Brüsseler Galerie abgehängt worden, weil Prinzessin Astrid vorbeischauen wollte. Astrid (51) ist die Tochter des Königspaares, das zudem noch zwei Söhne hat: den jetzt als König amtierenden Philippe (53) sowie Prinz Laurent (49).

Für Belgiens Monarchie ist die Geschichte eine Belastung – auch, weil sie eine der letzten Klammern des Landes ist, das de facto in eine flämische und eine frankofone, wallonische Hälfte zerfallen ist. (htz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2014)

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