Small Talk mit der Königin

INTERNATIONALE KINDERRECHTSKONFERENZ IN WIEN: BRANDSTETTER / KARMASIN / K�NIGIN SLVIA VON SCHWEDEN / SOBOTKA
INTERNATIONALE KINDERRECHTSKONFERENZ IN WIEN: BRANDSTETTER / KARMASIN / K�NIGIN SLVIA VON SCHWEDEN / SOBOTKA(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Königin Silvia beendete ihre Wien-Visite im Schwedenhaus. Im Beisein von Margit Fischer eröffnete sie eine Ausstellung zum Thema Barrierefreiheit.

Es war, für den Besuch eines gekrönten Hauptes, erstaunlich entspannt. Wären da in der Liechtensteinstraße nicht je eine Handvoll Polizisten und Herren in schwarzen Anzügen gewesen (die man umsichtig mit großen Tellern Häppchen versorgt hatte) – man hätte sich auf einer ganz normalen Ausstellungseröffnung wähnen können.

Am späten Mittwochnachmittag hatte die schwedische Botschafterin, Helen Eduards, in das 2015 neu eröffnete Schwedenhaus zur Eröffnung einer Ausstellung mit Fotos zum Thema Barrierefreiheit geladen. Im ersten Stock des Hauses gegenüber dem Liechtensteinpark traf man sich zwischen Josef-Frank-Stoffen und weißen (Ikea?-)Blumentöpfen zum Get-together, ehe man einen Raum weiter in die Ausstellung gebeten wurde. Wo, gänzlich unzeremoniell, dann auch Ihre Hoheit, Königin Silvia von Schweden, neben der Botschafterin Aufstellung nahm. Wie auch Österreichs Première dame, Margit Fischer, SP-Sozialminister Alois Stöger und sein schwedisches Pendant, Åsa Regnér, bei den fortschrittlichen Schweden offiziell zuständig für Kinder, ältere Menschen und Gleichberechtigung.

Es war das Ende eines royalen Arbeitsbesuchs. Nach Wien geführt hatte die schwedische Königin eine internationale Konferenz mit dem Ziel, körperliche Bestrafung von Kindern künftig zu verhindern. 200 Regierungsvertreter von 70 Nationen hatten sich dazu auf Einladung von Familienministerin Sophie Karmasin im Schloss Wilhelminenberg getroffen. Für die Rechte von Kindern engagiert sich die Königin und dreifache Mutter schon lang. 1999 gründete sie die World Childhood Foundation zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch. Und erst am Montag hat sie im Stockholmer Vergnügungspark Gröna Lund Spenden für benachteiligte Kinder gesammelt – und sich dort auch über das Engagement ihrer jüngsten Tochter, Madeleine, gefreut.

Überhaupt sind es die Frauen, Silvia, Madeleine und Kronprinzessin Victoria (nebst fünf herzigen royalen Enkeln) die dem schwedischen Königshaus zuletzt wieder Auftrieb in der öffentlichen Wahrnehmung beschert haben. 2010 haben Rotlichtenthüllungen König Carl Gustav in ein Imagetief gestürzt. Als er Ende April öffentlich seinen 70. Geburtstag beging, jubelte das Volk ihm endlich wieder zu.

„Ich habe in meinem Leben nur eine königliche Hochzeit im Fernsehen verfolgt, und das war Ihre“, gestand im Schwedenhaus denn auch Herbert Pichler, Vizepräsident der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, bevor er Einblick in die Situation beim Thema Barrierefreiheit in Österreich gab. „Das ist lang her“, kommentierte die 72-Jährige trocken: Am 19. Juni feiert man 40. Hochzeitstag.

Durch Brasilien geprägt

In ihrer eigenen Rede begründete Silvia ihr Engagement mit ihrer Herkunft. „Wie Sie vielleicht wissen, bin ich in Brasilien aufgewachsen“, sagte die als Silvia Sommerlath geborene Tochter eines Deutschen und einer Brasilianerin. „Als junges Mädchen in São Paulo wurde ich mir bald der Tatsache bewusst, dass nicht alle Kinder die gleichen Chancen im Leben haben. Ich sah Kinder mit verschiedenen Formen von Behinderungen, die nicht die gleichen Möglichkeiten hatten, die Schule zu besuchen und an Spiel- und Freizeitaktivitäten teilzunehmen. Oder anders ausgedrückt: am Alltag.“

Dass das in Schweden heute besser funktioniert als anderswo, begründet Ministerin Åsa Regnér mit dem Wohlfahrtsstaat, „mit unserer Tradition, die Vorschläge von Organisationen aufzugreifen, und mit dem Gedanken, dass alle am bezahlten Arbeitsmarkt teilnehmen sollten. Aber auch wir haben unsere Probleme.“ Egalitär gab sich dann auch die Königin und beobachtete nicht nur die Gebärdendolmetscher genau, sondern blieb auch noch lang zum allgemeinen Small Talk, ehe sie am selben Abend die Heimreise antrat.

AUF EINEN BLICK

Königin Silvia von Schweden spricht neben Schwedisch und Deutsch auch Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Englisch und beherrscht die schwedische Gebärdensprache. In Wien besuchte sie eine Konferenz, die schwedische Kirche und das Schwedenhaus. Die Ausstellung zur Barrierefreiheit ist von 6. bis 16. Juni, Montag bis Donnerstag, 9–12 Uhr, geöffnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2016)

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