Niederlande: Der König der großen Gefühle

50 Jahr, ein König fürwahr: Willem-Alexander aus dem Hause Oranien-Nassau, hier mit Gattin Máxima und seiner Mutter, der früheren Königin Beatrix
50 Jahr, ein König fürwahr: Willem-Alexander aus dem Hause Oranien-Nassau, hier mit Gattin Máxima und seiner Mutter, der früheren Königin Beatrix(c) REUTERS (POOL New)
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König Willem-Alexander gab zu seinem Fünfziger ein rührendes TV-Interview. Er erklärte seiner Frau Máxima seine Liebe und sprach vom Schmerz persönlicher Verluste.

So haben die rund 17 Millionen Niederländer ihren König, Willem-Alexander, noch nie erlebt: In einem offenherzigen, sehr emotionalen Interview sprach der Monarch anlässlich seines 50. Geburtstags am Donnerstag über vieles, was ihn bewegt. Etwa über seine Frau, seine Familie, seinen vor vier Jahren verstorbenen Bruder Friso, ja über sein Leben generell.

Seiner Frau, Königin Máxima (45), mit der er seit 2. Februar 2002 verheiratet ist und drei Töchter hat, machte er in dem Interview eine neue Liebeserklärung: „Sie ist alles für mich. Sie ist mein Glück, das Glück zu Hause zusammen mit den Kindern. Das alles habe ich ihr zu verdanken.“ Und: „Sie vergibt und verzeiht mir, wenn ich mal bockig und nicht so gut drauf bin“, enthüllte er Details über seine Ehe mit der gebürtigen Argentinierin Máxima Zorreguieta.

„Ich vermisse meinen Bruder“

In dem 70-minütigen Interview, das vom öffentlich-rechtlichen TV-Sender NPO 1 NOS und dem Privatkanal RTL in der Nacht auf Donnerstag gezeigt worden ist, wich der König aus der in ihrer Wurzel provenzalisch-deutschen Dynastie Oranien-Nassau keiner Frage aus. Besonders bewegend ist die Szene, als er über den Tod seines jüngeren Bruders Friso spricht, der im Februar 2012 in Lech am Arlberg beim Skifahren von einer Lawine verschüttet wurde. Er lag zwar nur 40 Zentimeter unter dem Schnee, kam aber nicht frei, und als er nach 23 Minuten geborgen wurde, lag er schon im Koma und wachte nicht mehr auf. Letztlich starb er eineinhalb Jahre später, am 12. August 2013.

Mit Tränen in den Augen sagte nun Willem-Alexander über ihn: „Man begreift erst, was man verloren hat, wenn es nicht mehr da ist. Er lebte in London mit Mabel (seiner Frau, Anm.) und war immer ein guter Ratgeber für mich. Manchmal hart und schroff, aber immer ehrlich. Ich vermisse ihn. Aber man erlebt auch, was passiert, wenn eine Mutter ihr Kind verliert. Dann verliert sie einen Teil von sich selbst“, sagt der König über seine Mutter, die frühere Königin Beatrix, die 33 Jahre lang herrschte, bevor sie im April 2013 den Thron an ihn übergab.

„Konnte gegen Vater nicht revoltieren“

Über seinen anno 2002 verstorbenen, aus Deutschland stammenden Vater, Prinz Claus von Amsberg, mit dem Willem-Alexander ein sehr inniges Verhältnis hatte, enthüllt er: „Ich konnte in meiner Pubertät nicht gegen ihn rebellieren, darum schickten mich meine Eltern auch in ein Internat nach Wales, um Abstand zu gewinnen. Man Vater war krank. Er fühlte sich immer als Deutscher. Er fühlte sich auch in gewisser Weise mitverantwortlich für den Holocaust.“ Prinz Claus (1926-2002) litt unter Depressionen und zuletzt an Parkinson. Über die Erziehung seiner drei jugendlichen Töchter – Kronprinzessin Catharina-Amalia (14), die Prinzessinnen Alexia (12) und Arianne (10) – sagt er in dem Interview: „Ich habe ihnen geraten, macht Fehler, daraus könnt ihr lernen. Macht sie aber so, dass sie nicht an die Öffentlichkeit kommen. Sucht eure Grenzen, das habe ich auch gemacht, ich habe die Feste gefeiert, wie sie kamen, wichtig war halt, dass nicht alles an die Öffentlichkeit kommt. Nur so kann man sich auch als Mensch entwickeln.

Die wilden Jahre des „Prinz Pilschen“

In seinen wilden Jahren als Matrose, Fähnrich und Leutnant der königlichen Marine und danach als Student der Geschichte an der Universität Leiden (1987-1993) ließ er keine Party aus. Sein Spitzname in dieser fröhlichen Ära war „Prinz Pilsje“ (Prinz Pilschen), und mit seiner damaligen Freundin Emilie war er überall im Lande ein beliebter Gast, der es stets krachen ließ. Diese Freiheit, die ihm seine Eltern in der Studentenzeit gegönnt hatten, will er auch seinen Töchtern geben. „Ich sage zu ihren Bodyguards: Ihr seid für ihre Sicherheit zuständig. Ihr braucht mir nicht zu sagen, was sie so alles machen. Ihr seid keine Spione.“

Seinen 50. Geburtstag feierte Willem-Alexander in Tilburg (Provinz Nordbrabant im Süden der Niederlande), wo man ihn hochleben ließ und tüchtig anstieß. Außerdem steigt heute ein Gala-Diner in seinem Stadtschloss in Amsterdam, zu dem traditionell 150 Gäste aus dem Volk eingeladen wurden, die am selben Tag wie Willem-Alexander Geburtstag haben. Insgesamt etwa 11.500 Niederländer hatten sich dafür beworben, dann entschied das Los, wer mit dem König speisen und gewiss auch ein Pilschen trinken durfte.

ZUR PERSON

Willem-Alexandervon Oranien-Nassau (*27. April 1967 in Utrecht) ist seit 30. April 2013 König der Niederlande. Seine Eltern sind Ex-Königin Beatrix und Prinz Claus von Amsberg (†), seine jüngeren Geschwister Johan Friso (†) und Constantijn. Nach Wehrdienst und Leutnantskurs in der Flotte studierte er Geschichte, führte ein wildes Leben und war bei den Themen Wasserwirtschaft und Sport aktiv. 2002 heiratete er die Argentinierin Máxima Zorreguieta Cerruti (*1971), die beiden haben drei Töchter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2017)

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