Ehre für die Princess Royal

Prinzessin Anne
Prinzessin AnneAPA (HERBERT NEUBAUER)
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Einst wurde Prinzessin Anne von Bereitern der Spanischen Hofreitschule ausgebildet. Nun nahm sie den Verdienst-Preis der Institution entgegen.

Sie mag als unwirsch und mitunter schwierig gelten, aber sie hat auch Witz. Sie sei sich nicht ganz sicher, ob Oberst Hans Handler gewusst habe, auf was für eine Anfängerin er sich da einlasse, meinte Prinzessin Anne in Erinnerung an ihren ersten Besuch in der Spanischen Hofreitschule 1969. Als 19-jährige Reiterin hatte sie damals erst ein Jahr zuvor mit der Vielseitigkeitsdisziplin begonnnen. „Ich wusste jedenfalls mehr über die Hofreitschule als über Dressur.“ Es sei ein aufregendes und, wie sie glaube, zumindest „nicht allzu peinliches“ Erlebnis gewesen. Zumal der ihr zugeteilte Hengst, Handlers Siglavy Bona, „so nett war, sich gut um mich zu kümmern“.

Es sind Sätze wie diese, die die Haltung der Princess Royal zum Ausdruck bringen, den Respekt vor dem Tier – jenen Zugang, für den die einzige Tochter von Queen Elizabeth am Freitag in der Spanischen Hofreitschule mit dem Prix d l'École d'Èquitation Espagnole de Vienne ausgezeichnet wurde. Ein Name, den die Laudatoren stets nur mit Mühe über die Lippen brachten. Ausgezeichnet werden mit dem Preis seit 2016 Menschen, „die sich generationsübergreifend durch ihr Wirken um das Pferd, die Pferdezucht und den Pferdesport verdient gemacht“ und dadurch auch „die Bedeutung des Pferdes in der Geschichte der Menschheit bewusst“ gemacht haben.

Um ihn entgegenzunehmen, war Anne eigens nach Wien gekommen – von Schwechat wurde sie direkt zur Spanischen Hofreitschule gebracht, wo sie eine Führung durch die Stallung bekam, ehe sie von Elisabeth Gürtler in die Salons der Schule geführt wurde, wo ihr Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter den Preis überreichte. All das mit merklich geringerem Sicherheitsaufwand als noch im April beim Besuch ihres Bruders Charles und dessen Frau Camilla. Deren Wien-Abstecher war offizieller Natur gewesen, Annes galt als privat.

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter übergab Prinzessin Anne den Preis der Hofreitschule in Form einer Statuette.
Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter übergab Prinzessin Anne den Preis der Hofreitschule in Form einer Statuette.APA (HERBERT NEUBAUER)

„Verschrobener Ehrgeiz“

„Man tendiert dazu die Geschichte des Pferdes zu vergessen“, sagte die 66-Jährige in ihrer Dankesrede. „Aber auf meinen Reisen habe ich viele Länder besucht, zu deren Erfolg verschiedene Arten von Pferden entscheidend beigetragen haben. Und das ist noch nicht allzu lang her.“ Heute würden Pferde vor allem dem Sport dienen – und in dieser Rolle „den verschrobenen Ehrgeiz ihrer Reiter mit Nachsicht betrachten“. Ehrgeiz, den auch die Prinzessin besaß. Im Anschluss an ihren Wien-Besuch in Begleitung ihrer Eltern reisten Bereiter der Spanischen Hofreitschule nach London, um im Buckingham Palace Mitglieder der königlichen Familie zu unterrichten. 1971 wurde Anne Europameisterin, 1976 ritt sie bei den Olympischen Spielen, zwischen 1985 und 1991 nahm sie an Pferderennen teil, sie sitzt im Olympischen Komitee, ihre Biografie heißt „Riding through my Life“: Ihren ersten Mann, Mark Phillips, hat sie beim Reiten kennengelernt, ihre Tochter Zara Tindall ist erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin. Abgesehen davon pflegt die Prinzessin einen der dichtesten Terminkalender der Royal Family. „Keep me busy“, lautet ihr Motto: Sie sei da, um zu arbeiten.

Beim Besuch in Wien nahm sie sich auch Zeit, um zu plaudern. Besonderes Protokoll-Briefing habe es für die schwitzenden Eleven im Vorfeld keines gegeben, so Oberbereiter Andreas Hausberger, aber man sei ja „unter Reitern“, da sei die Atmosphäre lockerer. Abgesehen davon würden die Bereiter ohnehin Elmayer-geschult. Der beste Lehrer sei diesbezüglich aber immer noch das Pferd. Takt würde man da lernen, sich selbst zurückzunehmen. Nicht umsonst habe es auch in der Habsburger-Monarchie geheißen, der beste Lehrmeister für einen Prinzen sei das Pferd, „es schmeichelt ihm nie“. Prinzessin Anne jedenfalls versprach, als sie die Lipizzaner-Statuette bekam, „ihren“ Hengst in Ehren zu halten. „Ich werde so tun, als sei es Siglavy Bona.“

ZUR PERSON

Prinzessin Anne wurde 1950 als einzige Tochter von Königin Elisabeth II. und Prinz Philip geboren, sie war Vielseitigkeitsreiterin (Dressur, Springen und ein Geländeritt) und ist Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Geehrt wurden gestern auch die britische Dressurreiterin und dreifache Olympiasiegerin Charlotte Dujardin und ihr Trainer Carl Hester. Die beiden wurden auch auf dem Sommerball Fête Impériale erwartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2017)

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