Die Streif trägt kein Karo

Oder: Warum wir bei Pröll an Annemarie denken und nicht an Volksbefragungen.

Über die wirklich wichtigen Dinge wird nie gesprochen. Zumindest nicht mit uns. Oder hat Ihnen im Zuge der Heeres-Volksbefragungskampagne jemand gesagt, dass unser Heer Jahr für Jahr im Jänner zu einem für das Land existenziellen Einsatz ausrückt? Nein? Auf der Heeres-Homepage (das ist die, auf der auch unsere Truppen für den Cyberwar stationiert sind) können sie es nachlesen: 14 Tage lang sind Soldaten der 6. Jägerbrigade in Kitzbühel im Einsatz, um dafür zu sorgen, dass die Streif kein Karo trägt. Und die Mausefalle schnappt jedes Jahr zu, nicht wie das Wasser, das nur alle heiligen Zeiten über die Ufer steigt. Warum sagt uns das bloß keiner vor der Abstimmung?

Wer sich nicht für Skirennen interessiert, es draußen aber trotzdem zu kalt findet, hat derzeit reiche Auswahl. Im Kino kann man Denzel Washington abstürzen sehen, Sean Penn den Mafioso geben oder sich zum Thema Sklaven Spielberg oder Tarantino reinziehen. Wobei auch der Kultregisseur Tarantino die Realität nur schwer überbieten kann. Heißt in seinem Film der befreite Sklave Django Freeman, heißt in Salzburg die entlassene Chefspekulantin Monika Rathgeber. Diese meinte bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt übrigens, hätte man ihren Rat auch angenommen, wären die Kassen des Landes heute weniger leer.

Wem es sogar zum Kinogehen zu kalt ist, der kann zu Hause bleiben und im Fernsehen „Dallas“ schauen. Ja, kurz nach dem Tod von Larry Hagman kommen die neuen Dallas-Folgen ins deutsche Fernsehen, in denen die alte Ewing-Garde diesmal versucht, die Enkel in Schach zu halten. „Der liebe Gott sieht alles außer Dallas“ hat es dazumal geheißen, als, während Bobby und J. R. auf dem Bildschirm ums Öl kämpften, die Straßen leer gefegt waren wie sonst nur während der Hahnenkammrennen. ER hat das Dschungelcamp noch nicht gekannt, würde man heute sagen. Wir wissen, Sie schauen das nicht. Wir auch nicht mehr, weil es nämlich aus ist. Schluchz.

Wenn wir schon beim Schluchzen sind. „Dallas“ hat natürlich überhaupt keinen Sinn, wenn Victoria Principal nicht mitspielt. Sie war damals unsere Königin, als man bei Pröll noch an Annemarie Moser dachte und nicht an Heeres-Volksbefragungen. Damit hätten wir das wirklich Wichtige auch einmal besprochen . . .

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2013)

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