Kanzlerlose Kanzlerloge

Oder: Warum SKI-WM, Länderspiel und Opernball ein bisserl viel ist für die Seele.

Die rot-weiß-rote Seele wurde ordentlich hergerissen in dieser Woche. Heim-Ski-WM, Ländermatch und Opernball, das alles innerhalb von ein paar Tagen. Dazu noch Semesterferien im Osten, was in vielen Fällen neben dem passiven TV-Skifahren aktives Selbstfahren bedeutet. Das häufig auch wieder vor dem Fernseher in der Skihütte endet, wo die WM übertragen wird.

Zum Länderspiel ist fast alles schon gesagt. Vielleicht sollte man das nächste Freundschaftsspiel gegen Wels und nicht gegen Wales ansetzen. So kommen wir zwar auch nicht zur WM in Brasilien, wir könnten aber zumindest etwas Selbstvertrauen tanken.

Bei der WM in Schladming sind wir immerhin dabei. Das ist einer der Vorteile des Veranstalters: Man darf auch mittun. Und wenn man nur die Piste ordentlich herrichtet (das heißt so, weil das Bundesheer mithilft), sich fürs gute Essen loben lässt und seinen tollen neuen geheizten Zehner-Sessellift loben lässt. Übrigens sind Ski-Großveranstaltungen immer eine haarige Angelegenheit: Entweder Österreich ist so dominant, dass die einzelne Medaille in der Flut untergeht. (Warum hat der Skigott uns Hermann Maier und Stephan Eberharter gleichzeitig geschickt und nicht nacheinander?) Oder wir gewinnen nichts oder halt ein bisserl Bronze, dann ist es auch nicht recht.

Der Vorteil dieses Mal: Die Schweiz ist wenigsten auch nicht gut, was auch nicht viel hilft, wenn Deutschland nach Medaillen vor uns liegt. Apropos Schweiz: Wohin das führt, wenn man die Schweiz und Österreich kombiniert, sieht man an unserem Fußballteam.

Der Opernball, um uns am dritten Nationalereignis abzuarbeiten, wurde von der anwesenden Hollywood-Prominenz so kommentiert wie zuletzt „Wetten, dass . . .!?“. Irgendwie eh, aber auch etwas aus der Zeit gefallen.

Und überall dieses seltsame Lila. Wie die Haare von Blake Carrington damals bei „Dynasty“ – „Der Denver Clan“. An Mira Sorvino hätten wir uns übrigens gar nicht mehr erinnert, trotz Woody und Oscar. Dann war da noch eine kanzlerlose Kanzlerloge. EU-Gipfel oder Opernball? Diese Alternative wünschen wir unserem ärgsten Feind nicht.

Die Ballgäste sind nach dem großen Fest logenweise nach Schladming weitergereist. Und wir setzen uns wieder vor den Flatscreen.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2013)

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