Ein Königreich für ein Rind

Oder: Warum wir Oberwachtmeister Dimpfelmoser und Otfried Preußler viel verdanken.

Der Österreicher muss dieser Tage ziemlich viel abstimmen. Über eine Wehrpflicht hier, ein Parkpickerl da, ein paar Landeshauptleute dann, olympische Spiele irgendwann, einen Bundeskanzler im Herbst. Als wäre das noch nicht genug, kommt dazu auch noch die tägliche Abstimmung im Supermarkt. Was wir dort wählen, indem wir es kaufen, kriegen wir am nächsten Tag wieder. Was wir liegen lassen, verschwindet mit der Zeit. Die Tiefkühlpizza „Quattro Cavalli“ und die Ravioli „Gangnam Style“ offenbar eher nicht.

Inzwischen darf der südafrikanische Leichtathlet Oscar Pistorius in Freiheit auf seinen Prozess warten. Unter anderem deshalb, weil der bisherige Chefermittler Botha (offenbar heißen alle Bösen in Südafrika so) eine ziemlich zwielichtige Figur zu sein scheint.

Da sind wir doch heilfroh, dass wir mit einem Polizisten wie Oberwachtmeister Dimpfelmoser aufwachsen durften. Der hat nämlich durch die Art und Weise, wie er den Räuber Hotzenplotz gejagt hat (unter kräftiger Mithilfe von Kasperl und Seppl und verpflegt von der Großmutter), unser Bild von der Polizei nachhaltig geprägt. Zwar streng zu sich und anderen, aber doch mit dem Herzen am rechten Fleck. Vor allem aber immer gerade so fehlerhaft, dass wir das Handeln der Polizei fortan zwar nicht ohne prinzipielle Sympathie, doch aber mit einer gewissen Skepsis begleitet haben.

Alois Dimpfelmoser ist übrigens ein Beispiel dafür, dass es nicht zwingend ein Nachteil gewesen sein muss, ohne die großartigen Bart Simpson und Spongebob aufzuwachsen. Zumindest aber wäre es einmal interessant, wissenschaftlich zu untersuchen, wie sich das in der menschlichen Entwicklung auswirkt, ob eine Kindheit von Otfried Preußler oder Matt Groening erzählerisch begleitet wird. Im Übrigen steht Preußlers Figur des besonders großen und bösen Zauberers Petrosilius Zwackelmann dem Grantler Thaddäus Q. Tentakel oder aber auch dem Clown Crusty an widersprüchlichen Zwischentönen um nichts nach. Und ob einem Bratwurst mit Sauerkraut oder ein Krabbenburger als höchstes kulinarisches Erlebnis gilt, ist – ja - Geschmackssache.

Damit sind wir also wieder zurück aus der eh nicht so heilen Märchenwelt mitten in irgendeinem Wahlkampf und vor dem nächsten Einkaufsabenteuer. Wie sagt man bei uns ab zehn Uhr am Vormittag so schön: Mahlzeit!

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2013)

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