Walk of Häme

Nobelpreis für Frau Holle oder: Warum der Druck weicht und welches Schicksal wir mit Philip Roth teilen.

Glamour, Gossip, Lipgloss.
Und so . . .

Diepresse.com

Hallo, Frau Holle! Mit dem Schnee ist es natürlich genauso wie mit allen anderen Dingen. Auf den Zeitpunkt kommt es an. Es macht einen Riesenunterschied, ob es irgendwann im Februar zum x-ten Mal schneit. Oder eben am 11.Oktober zum ersten Mal. Die Bilder aus Salzburg und Tirol sind den Menschen im Osten Warnung und Verheißung zugleich. Alle, die ermüdende Debatten darüber führen, ob es ein bisserl früh ist für den ersten Schnee oder nicht, seien an dieser Stelle erinnert: Im Oktober hat es – Klimawandel hin, Erderwärmung her – in Österreich immer schon geschneit.

Man kann nun also getrost und unaufgeregt all das machen, was man zu Beginn der kalten, dunklen Monate traditionell macht: in den Keller gehen, um die Skier zu wachseln, oder die große Teekanne vollfüllen, um sich danach in der gemütlichsten Hose unter die gemütlichste Decke zu wurschteln. Der Wirkung des ersten Schnees – alles wird mit einem Mal leise, sauber, friedlich – tut das freilich keinen Abbruch.

Überhaupt nimmt das Jahresende auch eine Menge Druck von uns weg: Käsige Körper verschwinden hinter Daunenwolken, das Haus verlassen muss man nur in wichtigen Ausnahmefällen, und die Nobelpreise sind für heuer auch schon vergeben worden. Was haben wir also schon groß zu verlieren? Was die Preise angeht, sind wir zwar wieder einmal leer ausgegangen, aber wir befinden uns in bester Gesellschaft. Wir haben zum Beispiel immer noch genauso viele Literaturnobelpreise zu Hause stehen (genauer: so einen Nobelpreis hängt man eher) wie Philip Roth, ohne eine einzige Zeile veröffentlicht zu haben. Keine schlechte Leistung eigentlich.

Lars von Trier, dänischer Filmemacher und verlässlicher Für-Aufsehen-Sorger, hat in seinem neuesten Projekt „Nymphomaniac“ internationale Filmstars beim Orgasmus fotografiert. Oder vielmehr beim Spielen eines solchen. Darunter Uma Thurman, Christian Slater, Shia LaBeouf, Charlotte Gainsbourg und Udo Kier. Allerdings nur die Gesichter. Die Körper wurden im Film von Pornodarstellern gedoubelt.

Solang er Däne und kein Schwede ist, darf er solche Sachen machen, würden wir nach Freitagabend sagen. Brasilien ist auch nicht so toll, wie alle sagen. Bleibt nur eine Frage: Wer schaut sich jetzt noch das Spiel gegen die Färöer an? Aber das ist Schnee von morgen.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2013)

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