Walk of Häme: Red Bull statt Melange

Red Bull statt Melange oder: Warum wir auch am Nationalfeiertag unseren Platz in der Welt suchen.

Was Österreich ausmacht“ fragen wir also aus gegebenem Anlass in dieser Ausgabe. Darauf gibt es viele Antworten. Auch eine davon: die Suche nach dem eignen Platz in der Welt.

Für ein kleines Land gibt es dafür grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten. Das Schweizer Modell steht für starke Eigenständigkeit durch Abkapselung und Sonderlösungen. Man könnte sagen, in der Schweiz existiert eine eigne Welt. Kleine Länder wie Dänemark setzen voll auf Öffnung und sind so stark international orientiert, dass die ganze Welt quasi zu Dänemark wird.

Österreich dagegen lehnt sich gern an Größere an, scheut oft das Risiko eines eigenen Weges. Will dazu aber nur ungern stehen, sondern sucht permanent fieberhaft Belege für die eigene Bedeutung. Aufgrund fehlenden politischen Einflusses eignen sich am besten große Töchtersöhne. Wolfgang Amadeus Mozart muss da herhalten. Franz Kafka. Elfriede Jelinek. Und Falco. Auch ohne Arnold Schwarzenegger kommt kaum eine Betrachtung der Heimat aus. Nur um die Wahllosigkeit dieser Bestätigungssucht zu illustrieren.

Zuletzt waren zwei Oscar-Gewinner, der Regisseur Michael Haneke und Christoph Waltz, die bevorzugten Opfer dieser Vereinnahmungsmarotte. Zwei Künstler, die ihren Weg ausdrücklich außerhalb Österreichs gemacht haben.

Während wir auf dem Feld der Kultur zumindest ein gewisses Grundselbstvertrauen aufgebaut haben, sind wir im Sportbereich nach jahrzehntelangen Serienniederlagen mürbe geworden. Selbst die Freude an Niki Lauda ist uns verdorben worden. Denn wesentliche Grundlage unserer Formel-1-Euphorie war ja der gleichzeitige Misserfolg deutscher Fahrer. Seit Michael Schumacher und nun auch Sebastian Vettel reihenweise Weltmeistertitel nach Hause fahren, schmecken selbst die drei Titel des Niki Nazionale langsam schal. (Apropos: Das Land von Bier, Spritzer und Melange ist inzwischen hauptsächlich stolz auf ein Energiegetränk aus der blau-silberfarbenen Dose.)

Über Fußball zu reden verbietet sich inzwischen fast schon von selbst. Das ist einfach zu schmerzhaft. Da verkörpert Marko Arnautović – nicht David Alaba – den österreichischen Platz in der Welt: Was wäre nicht alles möglich, wenn ...

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.10.2013)

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