Walk of Häme: Ungeduld hinter Tapetentüren

Ungeduld hinter Tapetentüren oder: Warum Grödig nicht mehr nur für seine Mozartkugeln bekannt ist.

In Wien haben wir Glück mit dem Wetter. Minusgrade, Schneetreiben, Nebel, kurze Tage. Ideale Voraussetzungen also, um sich bis Weihnachten möglichst viele Woody-Allen-Filme reinzuziehen. Eine Werkschau im Wiener Gartenbaukino gibt ausreichend Gelegenheit dazu. Und für alle Nichtwiener: Es gibt blödere Sachen, für die man sein Geld ausgeben kann, als für DVD-Boxen des New Yorker Filmemachers.

Wobei wir ja schon länger die Schmerzen ertragen müssen, die Woody Allens Rückzug hinter die Kamera bei uns immer noch verursacht. Sein aktueller Film, „Blue Jasmin“, ist dafür so todernst, dass einem das obligate Lachen auch noch vergeht.

Gelacht haben wir über den deutschen Komiker Karl Dall (den muss man nicht unbedingt kennen) zwar nie, aber diese Pointe wäre im selbst auch nicht eingefallen. Er teilt sich nämlich seit Kurzem eine Stalkerin mit Udo Jürgens. Die Schweizerin, die jahrelang unseren Vorzeigebarden mit ihrer Zuneigung verfolgt hat, behauptet nun, Dall habe sie in einem Hotelzimmer im Rahmen eines Interviews vergewaltigt. Dall beteuert seine Unschuld, gibt aber gleichzeitig zu, schlüpfrigen E-Mail-Verkehr mit seinem angeblichen Opfer gehabt zu haben.

In Deutschland sind inzwischen die Koalitionsverhandlungen beendet worden. Wollen die österreichischen Regierungsverhandlungen da noch gleichziehen, müssten sie also bis nächsten Sonntag fertig werden (die Deutschen haben ja bereits eine Woche früher ein Parlament gewählt). Ob das realistisch ist, weiß wohl nicht einmal Heinz Fischer, der schon ungeduldig hinter seiner Tapetentür lauert. Tumulte bei der Angelobung sind jedenfalls keineswegs zu erwarten. Das ist der einzige Vorteil, wenn sich nichts ändert.

In Grödig, der Salzburger Gemeinde, die bisher vor allem für die Mozartkugeln und die Untersbergbahnen bekannt war, versinkt man derzeit in einem veritablen Wettskandal – internationale Schlagzeilen inklusive. Der Hauptsponsor, der auf den Dressen der Grödiger Fußballer mit „Die Altmetall-Profis“ wirbt, hat sich das jedenfalls sicher auch anders vorgestellt. Eine dezimierte Mannschaft wegen Verletzungen kannte man schon bisher. Aufstellungsprobleme, weil die halbe Mannschaft in U-Haft sitzt, sind doch eher neu.

Solange das Wetter so bleibt und Woody Allen läuft – kein Problem für uns.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2013)

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