Walk of Häme: Espresso senza piombo

Espresso senza piombo oder: Warum wir vor Weihnachten weder Kaffee trinken noch Maroni essen sollten.

Wir haben Halbzeit. Zweiter Adventsonntag, ein guter Moment, um innezuhalten. Zu überlegen, was alles für ein gelungenes Fest noch so fehlt.

Frühstarter könnten gezwungen sein, ihre vorbereiteten Überraschungen noch vor dem Heiligen Abend umtauschen zu müssen. Und die Geschenkejagd von Neuem beginnen zu müssen. Denn diese Woche hat die Kaffeemaschine – neben Socken, Krawatten und TabletComputern bzw. Parfum, Tasche und Küchenmaschine ein geschlechtsneutraler Bringer unter dem Weihnachtsbaum – in Verruf gebracht. Da ließ zunächst ein deutscher Verbrauchertest teure Espressomaschinen durchfallen, weil der gebraute Kaffee zu hohe Bleikonzentrationen aufwies. Was sich besonders in Wien als fatal erweisen könnte. Dort ist doch erst jüngst der Verdacht aufgekommen, die Bleiwerte in alten Wasserrohren würden falsch, nämlich zu niedrig, gemessen. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was da im Kaffeehäferl landet, wenn aus einem belasteten Rohr gezapftes Wasser durch eine Bleischleuder-Espressomaschine gejagt wird. Das von der Tankstelle aus dem Italienurlaub bekannte senza piombo dürfte als Bestellzusatz im Kaffeehaus in Mode kommen.

Doch damit noch nicht genug der Verunsicherung: Nur einen Tag später wurde bekannt (ja, ein Konsumententest), dass sogenannte Kaffeevollautomaten die reinsten Brutnester von allem sind, vor dem uns graust: Schimmel, Bakterien, Pilze tummeln sich in den Wundermaschinen. Das einzige Gegenmittel laut Test: ständig reinigen. Was den Komfort des Vollautomaten wieder sehr relativiert. Und um das Kaffeedesaster vollkommen zu machen: Der führende Hersteller der Kaffeemaschinen mit Kapseln (richtig, George Clooney hat damit zu tun), will künftig Maschinen auf den Markt bringen, in denen geklonte (nicht gecloonte) von Billiganbietern nicht mehr funktionieren. Auch das könnte so manche Kaufentscheidung noch einmal ins Wanken bringen.

Wenig mit Kaffee, dafür umso mehr mit der Jahreszeit hat ein weiterer Konsumententest zu tun. Wie jedes Jahr hat die Arbeiterkammer auch heuer Maroni getestet. Das wenig überraschende Ergebnis? Jede fünfte Esskastanie ist faul, vertrocknet oder wurmig.

Dafür dürften wenigstens die Bleiwerte einwandfrei sein.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.