WhatsApp

19 Milliarden oder: Warum WhatsApp die Einfamilienhäuser als Umrechnungseinheit ablöst.

Blickt man auf die Woche zurück, bleiben 19 Milliarden im Gedächtnis hängen. Die immer als Maximalschaden für die Hypo-Pleite genannte Zahl taucht plötzlich auch anderswo auf. 19 Milliarden zahlt nämlich auch Facebook für den Nachrichtendienst WhatsApp. Dollar zwar, nicht Euro. Aber wer will bei solchen Beträgen kleinlich sein?

Früher in der Politik haben Politiker alles in Einfamilienhäuser umgerechnet, um dem Wahlvolk das Erfassen der Relationen zu erleichtern. Das Einfamilienhaus wurde dann in Österreich vom Eurofighter abgelöst. Alles und jedes wurde in Eurofighter umgerechnet. Bis heute wissen wir noch genau: Ein Hochwasser kostet sechs Eurofighter.

Und nun also die Umrechnungseinheit der 2.0-Welt: Eine Hypo-Pleite ist einmal WhatsApp. Wobei es schon ganz reizvoll wäre, einmal durchzuspielen, was Kärnten alles machen könnte, hätte es einen gigantischen Kurznachrichtendienst gekauft statt ein gigantisches Budgetloch aufgerissen. Gerhard Dörfler, der wäre ja ohne Hypo-Desaster sicher noch Landeshauptmann, würde regelmäßig mit Mark Zuckerberg und Larry Page zusammentreffen, um über die Netzzukunft zu beraten. Der Fremdenverkehr rund um den Wörthersee würde noch mehr boomen, weil man alle WhatsApp-Adressen der Kärntner Fremdenverkehrswerbung zur Verfügung gestellt hätte. Das WhatsApp-Logo wäre längst von grün auf BZÖ-orange umgefärbt worden.

Spätestens an dieser Stelle sind wir nicht mehr sicher, ob wir nicht doch das Budgetloch vorziehen. Sicher ist jedenfalls, dass man sich das Phänomen Hypo-Hupen erspart hätte. Das ist der Aufruf an alle Autofahrer, vor der Hypo-Zentrale in Klagenfurt aus Protest zu hupen. Die Polizei versucht nun angeblich, wenigstens ein bisschen Geld für die Landeskasse mit den Strafen wegen unbefugten Lärmens hereinzubekommen.

Michael Spindelegger hätte übrigens im Rahmen der Hypo-Krise die Möglichkeit, sein christlich-soziales Profil zu schärfen. Mit dem ÖVP-Chef und dem Finanzminister hält er schon zwei der drei undankbarsten Positionen, die es in Österreich zu vergeben gibt. Warum nicht die andere Wange hinhalten und gleich noch die Leitung der Hypo-Taskforce übernehmen? Viel schlimmer kann es eigentlich nicht mehr werden. Und zumindest unser Mitleid wäre ihm sicher.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2014)

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