Bad Theatre

Bad Theatre oder: Warum manche die Bundestheater-Holding als Anstaltslösung betrachten.

Das Wort turbulent kann die vergangene Woche nur unzureichend beschreiben. Für alle, die unter Flugangst leiden, ist nun eine zusätzliche Schreckensvision dazugekommen. Fürchtete man sich früher in erster Linie davor abzustürzen oder dass eine Maschine mitten im Flug auseinanderbricht (mit dem österreichischen Spezialunterfall „Schubumkehr“), muss man sich nun plötzlich auch noch Sorgen machen, spurlos über dem Indischen Ozean zu verschwinden.

Ein Flugzeug heimlich entführen? Wozu? Das könnte ja alles unter Umständen sogar besser sein als einfach abzustürzen. Wirklich verunsichert hat uns aber, warum nicht einmal die NSA weiß, wo dieses Flugzeug hin ist. Da leben wir seit Jahren in dem unguten Bewusstsein, dass jeder via Google Earth oder sonst wie nachschauen kann, ob wir in unserem Garten oben ohne liegen oder unser Auto ins Halteverbot stellen. Und jetzt kommen wir drauf, dass ein großes Passagierflugzeug stundenlang in der Gegend herumfliegen kann, ohne von irgendeinem der Millionen Satellitenaugen geortet zu werden.

Damit nicht genug, wird auch noch der Burgtheaterdirektor fristlos entlassen. Das hat in Wien die Qualität eines Staatsstreiches und lässt das Publikum deutlich verunsichert zurück. Warum sollte in einer Zeit, in der niemand mit Geld umgehen kann, allen voran die dafür ausgebildeten Bankmanager und verantwortlichen Politiker nicht, ausgerechnet ein Theaterdirektor (!) sein Budget in Ordnung halten (können)?

Dass die Burg immerhin weiter von allen wesentlichen Playern als systemrelevant angesehen wird, zeigt sich darin, dass niemand den Vorschlag gemacht hat, das Theater in Konkurs zu schicken. Überraschenderweise hat auch noch niemand vorgeschlagen, in einem „Bad Theatre“ all jene Ensemblemitglieder zu parken, die schon länger an keiner Aufführung mehr mitgewirkt haben. Vielleicht ja deshalb, weil die Bundestheater an sich schon als eine Art Anstaltslösung gelten? Vielleicht wollen sich ja die Bayern beteiligen?

Die Republik und der ehemalige Burgchef werden sich jedenfalls schon bald vor Gericht wiedersehen. Wo sonst, ist man nach dieser Woche (Strasser, Hoeneß, Pistorius) geneigt zu sagen. Bis dahin ist hoffentlich das Flugzeug wieder aufgetaucht. Oder zumindest die NSA weiß irgendetwas.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2014)

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