Himmelfahrtskommando

Neue Himmelfahrtskommandos oder: Warum man plötzlich lieber die ÖVP als die Staatsoper leitet.

Früher einmal war das so: ÖVP-Obmann, Wiener ÖVP-Obmann und ÖFB-Teamchef waren unbestritten die undankbarsten Jobs, die in Österreich zu vergeben waren. Quasi institutionalisierte Himmelfahrtskommandos ohne jede Erfolgsaussicht – mit der einzigen Chance, daran innerlich zu wachsen. Daran zu zerbrechen war natürlich viel wahrscheinlicher.

Dass sich überhaupt noch jemand für diese Positionen gefunden hat, war dem in Selbstüberschätzung geborenen Gedanken zu verdanken: „Vielleicht schaff ich es ja doch.“ Also das, was die vielen Prinzen auf dem Weg zu Dornröschen dachten, bevor sie in der Dornenhecke hängen blieben und verreckten.

Und auch die erstrebenswertesten Stellungen in Österreich waren früher rasch aufgezählt: Bundespräsident, Burgtheater-Direktor und Generalmusikdirektor an der Wiener Staatsoper.

Doch was lange gegolten hat, ist plötzlich anders: Der Trainer der Fußballnationalmannschaft ist im Land so beliebt wie dereinst Lady Di in Großbritannien. Mit Marcel Koller gibt es quasi einen Trainer der Herzen. Daran wird auch der Umstand nichts ändern, dass Österreich sich auch diesmal nicht für die Europameisterschaft qualifizieren wird.

Der neue ÖVP-Obmann und sein Finanzminister werden gehandelt wie Popstars – freilich ohne noch einen einzigen Hit geschrieben zu haben. Und um den Wiener ÖVP-Chef ist es schon verdächtig lang verdächtig ruhig. Es wissen zwar immer noch nicht alle verlässlich, wie er heißt, es gibt aber auch keine Ablösegerüchte. Und das ist mehr als seine circa 200 Vorgänger in zehn Jahren im besten Fall behaupten konnten.

Auf der anderen Seite ist der Lack von drei Alltime-Traumjobs abgeblättert: Wer das Burgtheater leiten will, muss in erster Linie Bilanzen lesen können – nicht unbedingt die Rollenbücher. In der Staatsoper dürfte der Ton weniger geschliffen sein, als man als Besucher der Aufführungen angenommen hat. Und der – um es möglichst republikanisch auszudrücken – Posten in der Hofburg passt schon wieder in niemandes Lebensplanung. Wie eh immer, wenn die nächste Bundespräsidentenwahl am Horizont zu sehen ist.

Doch man soll die Hoffnung nie aufgeben: Man weiß ja, wie Dornröschen endet. Wenn sie nicht gestorben sind ...

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2014)

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