Der Schmäh mit den Iden

Warum ein ÖVP-Obmann mit Assoziationen zu Cäsar vorsichtiger sein sollte.

Es ist schon prinzipiell fraglich, ob es klug ist, eine Bildungsreform überhaupt anzukündigen. Und dann noch für die Iden des März, wie Neo-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner dies bei der Regierungsklausur an diesem Wochenende getan hat. Denn der Schmäh mit den Iden hat nicht wirklich den Vorteil, der Politik mehr Spielraum zu lassen als bei der Festlegung eines konkreten Datums. Es geht um den 15. März. Ganz genau. Nicht früher, nicht später. Der Druck rechtzeitig zu liefern ist also da.

Man könnte freilich sagen: Es passt zu einer Bildungsreform, weil all jene, die wissen, wovon die Rede ist, sich einbilden können, keiner Bildungsreform zu bedürfen. Und alle, die Iden (oder gar März) zuerst einmal googeln müssen, spüren, dass eine Bildungsreform vielleicht nicht das Allerschlechteste auf der Welt wäre. Und klingen tut es auch nicht schlecht.

Andererseits, und der Vizekanzler weiß das, sind die Iden des März nicht ganz unbelastet. Für alle, die noch auf die Bildungsreform warten: Julius Cäsar wurde von Brutus (als Kopf einer Verschwörergruppe) mit etlichen Messerstichen an einem 15. März 44 vor Christus im alten Rom hingemetztelt. Dieser Konnex ist im Zusammenhang mit einer Reform grundsätzlich schon ein bisserl unschön. Wobei in dem Moment, wo das Lehrerdienstrecht betroffen ist, wird es ohnehin verlässlich hässlich. Für den Reformator.

Was Mitterlehner aber offenbar gar nicht bedacht hat, im Überschwang der mutigen Ankündigung (konkrete Anhaltspunkte für eine Steuerreform sollen die Iden ja auch noch bringen), ist der Umstand, dass ja er jetzt quasi selbst Cäsar ist. Zumindest in der ÖVP. Und dort haben Verschwörungen gegen den Obmann in Permanenz, auch wenn ihm eben erst der Lorbeerkranz aufgesetzt worden ist, eine große Tradition. Nicht gerade seit 44 vor Christus und nicht mit dem Dolch, aber immerhin. Und ein Brutus hat sich in der Lichtenfelsgasse oder in einem der Bundesländer immer noch gefunden.

Cäsar wurde jedenfalls rechtzeitig und vergeblich von einem Auguren gewarnt: Cave Idus Martias! Bis zur Bildungsreform darf man das getrost noch googeln.

Und wir sind schon gespannt auf die Iden des März 2015. Irgendetwas wird nämlich sicher passieren.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2014)

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