Polluted Pools

Warum der jährliche Wellnessbädertest zwangsläufig negativ ausfällt.

Es gibt Tests, deren Ergebnis man schon vorher kennt. Fleisch- und Fischproben in Supermärkten zum Beispiel würden wohl auch heute Lücken in der Kühlkette aufdecken, obwohl diese regelmäßig für Empörung sorgen. Probekäufe von Konsumentenschutzorganisationen bei Punsch- und Maronistandeln werden auch heuer zu Beanstandungen (zu viel Zucker, Alkohol, Würmer) führen.

Und so hat uns auch Ende der Woche die Nachricht nicht wirklich überrascht, dass viele Schwimmbäder in Wellnessanlagen nicht so sauber sind, wie wir das gern hätten. Der nämliche Test mit Freibädern in ein paar Monaten wird zum selben Ergebnis kommen.
Wir Konsumenten lassen uns davon nicht beeindrucken. Die Reaktionskette läuft immer nach demselben Muster ab: Staunen, Ekel, Zorn, der Vorsatz „Nie wieder“ und schließlich – nach spätestens zehn Tagen – der Rückfall in alte Konsumgewohnheiten. Wir kaufen, essen, trinken, baden, als wäre nichts geschehen. Und die Tester testen unverdrossen weiter.

Bei ernsthafteren Bedrohungen wie dem Ebola-Virus haben wir uns auf ein anderes – recht erfolgreiches – Verhaltensmuster verständigt, das sich schon bei Vogel-, Schweinegrippe und SARS bewährt hat: die kontrollierte Hysterie. Schon wenn das Virus noch vergleichsweise weit weg ist, die Ansteckung weitgehend unmöglich, gleichen wir kleinste Beschwerden wie rinnende Nasen und unangenehmes Halskratzen vorsichtshalber mit der Ebola-Symptomliste auf Wikipedia ab. Mit dem Ergebnis, dass Ebola – so wie schon die oben genannten Pandemien – sich hoffentlich nicht wie befürchtet entwickeln wird.

Schwierig ist auch die Sache mit den Nobelpreisen. Während die Auszeichnungen für Medizin, Physik und Chemie irgendwie unstrittig sind – man bestaunt die klugen Köpfe und wünscht ihren Entdeckungen das Allerbeste –, wird es spätestens bei dem Literaturnobelpreis heikel.

Wird ein relativ unbekannter Autor ausgezeichnet, fühlt man sich schnell in der eigenen Literaturkennerehre gekränkt („Wenn nicht einmal ich den kenne...“), trifft es einen Literaturstar, ist es garantiert der falsche („Warum denn nicht Philip Roth?“).

Noch schlimmer ist nur der Friedensnobelpreis. Egal, wer ihn kriegt, es sorgt immer für Streit. So gar nicht friedlich. Wieder so ein Ergebnis, das man schon vorher kennt.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2014)

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