Glamour, Gossip, Lipgloss. Und so . . .

Bis das Internet zusammenbricht oder: Was die nackte Kim mit Kaugummi in China zu tun hat. Und was nicht.

Womit sollen wir diese Woche anfangen? Wladimir Putin, Barack Obama, Reinhold Mitterlehner? Oder doch lieber Kim Kardashian?

Gut, Kardashian also. Das It-Girl hat Nacktfotos von sich veröffentlichen lassen (Sie haben das sicher gar nicht mitbekommen...), mit dem erklärten Ziel, das Internet zusammenbrechen zu lassen. Wir haben es noch rechtzeitig davor geschafft, die Fotos anzuschauen. Und das eine (Sie wissen sicher nicht welches, oder?) könnte wirklich dereinst einmal übrig bleiben – unter den vielen Bildern mit viel Haut drauf. So wie zum Beispiel das Foto von Grace Jones auf „Island Life“.

Doch bevor wir uns hier verplaudern, schauen wir kurz in Peking vorbei. Dort haben sich die beiden Chefs der Weltmächte, Wladimir Putin und Barack Obama, ziemlich blamiert. Putin, der sonst eher dadurch auffällt, dass er junge Frauen, die Musik machen, verprügeln lässt, hat sich diesmal als Gentleman erwiesen. Er hat beim Apec-Gipfel Chinas First Lady eine Decke um die Schultern gelegt, weil es kalt war. Dabei aber vergessen, dass es sich im Reich der Mitte nicht schickt, einer Dame ungebeten so nah zu kommen. Vom erzieherischen Standpunkt her ist das bedauerlich: Für Putins charakterliche Entwicklung wäre es wichtig gewesen, dass solche empathischen Regungen sozial belohnt und damit verstärkt worden wären.

Aber auch Barack Obama, die personifizierte gute Kinderstube, hat Kritik für seinen Auftritt in Peking einstecken müssen. Zwar hat er sich extra in einen ziemlich schicken asiatischen Anzug geworfen, dann aber auf dem Weg vom Auto in den Tagungsort deutlich sichtbar Kaugummi gekaut. Einerseits gehört sich das wirklich nicht, andererseits gibt es kaum etwas Amerikanischeres als Kaugummi. Zum Thema Kaugummi und Präsident fällt uns sofort ein klassischer Auszählreim ein: „John F. Kennedy kauft sich einen Kaugummi, spuckt ihn wieder aus, und du bist raus!“ Obama ist allerdings erst in zwei Jahren raus.

In Österreich orientiert man sich übrigens neuerdings auch an Peking: Das wichtigste Wahlergebnis ist jenes beim Parteitag. Die richtigen Wahlen verliert man ohnehin nur. Das Mitterlehner-Ergebnis hätte auch China-Boss Xi Jinping gern. Und Werner Faymann.

Bis dahin warten wir, ob das Internet nicht doch noch zusammenbricht.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2014)

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