Ente und Schwan

Ente und Schwan oder: Was Obama, Fischer und Franziskus trennt – und Waltz allen voraus hat.

Wir müssen uns erst langsam daran gewöhnen. Barack Obama läuft mit diesem Enten-Stempel herum. Wann immer der US-Präsident aktiv wird, wie diese Woche mit einer Initiative zum Aufenthaltsrecht für ein paar Millionen US-Immigranten, tut er das als Lame Duck. In knapp zwei Jahren ist seine Präsidentschaft zu Ende, dabei haben wir noch die Bilder der „Yes, you can“-Wahl im Kopf, als wäre es gestern gewesen. Hoffnungsträger a. D. sozusagen.

Auch in Österreich stehen 2016 Präsidentschaftswahlen an. Heinz Fischer und Obama werden also gleichzeitig in Pension gehen. Wobei sich Heinz Fischer bis zum letzten Tag ganz und gar unentig fühlen darf: Da seine Macht nicht von sonstigen Konstellationen abhängt, bleibt er quasi ein agiler Schwan.

Und es gibt noch einen Unterschied: Während Obama derzeit noch vier lebende Amtsvorgänger über den Weg laufen können (ein Carter, zwei Bushs, ein Clinton), steht Fischer als Bundespräsident ganz alleine da. Und ist damit quasi päpstlicher als der Papst. Franziskus muss sich nämlich damit auseinandersetzen, dass Joseph Ratzinger immer wieder den Benedikt XVI. heraushängen lässt. Obwohl er bei seinem Rücktritt versprochen hat, fortan öffentlich unsichtbar zu sein, um keine Unstimmigkeiten auszulösen. Vielleicht zieht er ja bald nach Avignon.

Die Österreicher wählen ihren Bundespräsidenten jedenfalls so gerne, dass sich schon jetzt alle Gedanken darüber machen, wer die Kandidaten sein könnten. Das kommt auch daher, dass man nicht für irgendwelche undurchsichtigen Listen, sondern für echte Kandidaten stimmen darf. Die Grünen haben angeblich schon eine Internetadresse für Alexander Van der Bellen reservieren lassen. Der alten Zeiten willen könnte man ihn gegen Wolfgang Schüssel (ÖVP), Susanne Riess (blauorangeoderwasimmer) und Alfred Gusenbauer (SPÖ) antreten lassen. Wäre interessant, wer diesmal dritter wird.

Christoph Waltz bekommt übrigens nun nach seinen beiden Oscars für den besten Nebendarsteller auch noch einen Stern auf dem Walk of Fame. Nur zur Erinnerung: 2008 stand er noch für eine Tatort-Nebenrolle vor der Kamera. Das alles in sechs Jahren. Das ist eine Amtsperiode eines Bundespräsidenten.

Er musste sich sicher auch erst langsam daran gewöhnen.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2014)

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