Doomig statt blumig

Warum es einer Woche nicht guttut, wenn mitten drin ein neues Jahr beginnt.

Wir sitzen diesmal ein bisschen zwischen den Stühlen. Oder besser gesagt, zwischen den Jahren. Wenn in den ersten Teil der Woche noch das alte Jahr hineinragt, und ab Donnerstag etwas ganz Neues begonnen werden soll, ist das irgendwie schwierig. Und schaut man in den Rückspiegel, fällt die Bilanz über 2014 mehrheitlich negativ aus.

Dafür gibt es natürlich schon auch objektive Anhaltspunkte. Allerdings kann man sich an jenes Jahr, das ohne das große K-Wort in der Jahresrückblicksüberschrift ausgekommen ist, schon nicht mehr erinnern. Und vieles, was damals war, erscheint angesichts der aktuellen Krisen eher blumig als doomig. Zu allem Überfluss liegt über dem allen darüber (oder darunter, ganz wie Sie wollen) noch die persönliche Bilanz, die mit der offiziellen oft recht wenig zu tun hat. Egal!

Ob es uns gefällt oder nicht, seit Donnerstag müssen wir uns also mit 2015 herumschlagen. Und damit das nicht allzu 08/15 wird, hat jeder seine eigene Strategie. Eine Möglichkeit ist es, was die guten Vorsätze angeht, sich einmal an den nicht immer ganz ehrlich gemeinten Wünschen zu orientieren, die einem an Geburtstagen gerne mitgegeben werden. Also sich einfach vorzunehmen, so zu bleiben, wie man ist. Nur sollte man das dann vielleicht nicht allzu laut sagen.

Über 2015 kann man übrigens getrost schon ein paar Prognosen wagen, mit denen man kaum falsch liegen wird. Österreich wird heuer den Song Contest nicht gewinnen. Deutschland bleibt Fußball-Weltmeister. Und es wird wieder ein Wetterrekord den nächsten jagen. Warm wie noch nie, windig wie noch nie, was immer wie noch nie.

Wenn man sich etwas wünschen dürfte, wäre das neben Gesundheit und Frieden, dass nicht ständig irgendwelche Flugzeuge verschwinden. Dass die britische Queen den 10. September erlebt und mit mehr als 63 Jahren auf dem britischen Thron Königin Victoria als längstdienende britische Monarchin ablöst. Und dass die österreichische Fußball-Nationalmannschaft sich für die Europameisterschaft qualifiziert. Die wirklich wichtigen Dinge eben.

So, der Anfang wäre also gemacht. Nächste Woche wird dann sicher schon wieder deutlich einfacher.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2015)

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