Die Cooper-Frage

Die Cooper-Frage oder: Warum Bradley Cooper nervt und wir ganz entspannt Oscars schauen können.

Die Oscar-Verleihung erleben wir in der Nacht von Sonntag auf Montag im gewohnten Welt- und Europameisterschaftsmodus mit. Also ohne österreichische Beteiligung. Und bei aller Liebe: Ein weiterer Oscar für Christoph Waltz wäre dann doch zu viel des Guten gewesen. Vielleicht ja nächstes Jahr wieder

Was die diesjährigen Kandidaten angeht, drängen sich einige Fragen auf. Die wichtigste: Was genau ist eigentlich an Bradley Cooper dran? Er bietet als Schauspieler (ähnlich wie Ben Affleck) wenig bis gar nichts. Und wird trotzdem dauernd für den wichtigsten Filmpreis der Welt vorgeschlagen. Warum?

Eine Erklärung für die diesjährige Nominierung könnte sein, dass er die Hauptrolle in einem Clint-Eastwood-Film („American Sniper“) spielt. Der Gedankengang folgt folgendem Prinzip: Wenn Clint Eastwood Bradley Cooper so gut findet, dass er ihn mitspielen lässt, denkt sich das Oscar-Komitee, dann muss an dem Typen ja irgendetwas dran sein. Wir sehen es zwar nicht wirklich, aber wollen uns das nicht anmerken lassen. Wobei der inzwischen 84-jährige Clint Eastwood zunehmend mit Aussagen aufhorchen lässt, die diese Begründungskette nachhaltig infrage stellen.

Unsere Favoriten für den besten Film sind „Boyhood“ und „Birdman“. Nicht nur weil beide mit B anfangen. Sondern auch weil wir uns über ein Wiedersehen mit Patricia Arquette und Michael Keaton gefreut haben.

Arquette ist als Mutter mindestens so cool wie in „True Romance“ und „Lost Highway“. Michael Keaton wiederum könnte Bradley Cooper für die Zukunft Hoffnung machen. Denn als „Batman“ hat er ziemlich genervt, in „Birdman“ dafür umso mehr. Vielleicht wird das ja noch etwas. Auch Edward Norton hat sich zuletzt viel zu rargemacht.

Im Gegensatz zu Benedict Cumberbatch, siehe oben. Der spielt momentan gefühlt jede Rolle, die nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und er ist das glatte Gegenteil von Bradley Cooper. Nicht nur weil er Brite ist, sondern auch kantig, unverwechselbar, eigen.

Ein Tipp zum Schluss: Schauen Sie sich „Whiplash“ an. Ein junger Schlagzeuger wird von seinem Lehrer schikaniert. Wer Miles Teller gesehen hat, der nicht nominiert wurde, wird sich gleich die Cooper-Frage stellen.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.