Sommer ist immer dort, wo wir sind

Oder: Warum man im November und Dezember am besten fernsehen kann.

Groß ist die Aufregung über die Entscheidung der FIFA, die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar wegen der übergroßen Hitze statt im Juni und Juli erst im Winter abzuhalten. Über Public Viewing am Christkindlmarkt wird da bitter gewitzelt und über Terminkollisionen mit Ski-Klassikern gemurrt. Am häufigsten aber das Argument bemüht: Eine Fußball-WM müsse doch bitte im Sommer statt finden. Mit dem unausgesprochenen Zusatz: Sommer ist immer dort, wo wir sind.

Zur Erinnerung: Die Welt, die von einer Weltmeisterschaft ja umfasst sein sollte, ist nicht nur eine Kugel, sondern hat sogar noch ein paar versteckte Ecken mehr als die paar Länder in Mitteleuropa. Und es war bisher nicht üblich, dass sich der WM-Termin in (unserem) Sommer nach den Jahreszeiten oder Folklore-Sportarten in Südamerika, Asien oder Australien gerichtet hätten.

Dabei sollten doch gerade wir Österreicher über die Verlegung froh sein, sind wir doch was sportliche Wettkämpfe angeht im Winter deutlich erfolgreicher als im Sommer. Auch das Sammeln von Panini-Pickerln im Advent hätte seinen Reiz. Überhaupt gibt es keine besseren Monate, um stundenlang fernzusehen als November und Dezember.

Aber bis 2022 ist es ja ohnehin noch lange hin (David Alaba wird in dem Jahr schon 30 Jahre alt) und wer weiß, ob Termin und Ort dieser Weltmeisterschaft sich bis dahin noch ein paar Mal ändern. Statt Winter in Katar, vielleicht eine Herbst-WM in Spitzbergen?

Nach der Film-WM, der Oscarverleihung vergangenen Sonntag, ist dieses Mal in den Wirren der wilden Oscarpartys zur Abwechslung einmal kein Oscar verschwunden, dafür aber ein Kleid. Das weiße Perlenkleid der Schauspielerin Lupita Nyong'o ist aus deren Hotelzimmer gestohlen worden. Ist angeblich 150.000 Dollar wert. Doch nun hat der Dieb es zurückgebracht, weil die Perlen gar nicht echt seien. Über ein anderes Kleid wird aber mehr diskutiert. Seit Kim Kardashian und Kanye West über Twitter ihre Differenzen über ein in einem Online-Shop angebotenes Kleid offen legten (für Kim ist es weiß und golden, für Kanye schwarz und blau), testet sich das ganze Netz auf seine Farbwahrnehmung. Tatsächlich ist das Kleid übrigens weiß und gold.

Weiß und Gold werden auch die Olympischen Winterspielen 2022. Die sind vielleicht in Peking. Jedenfalls aber im Winter.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.