Unglücklich in Seattle

Warum »Grey's Anatomy«-Fans nicht einmal in der Schweiz glücklich werden.

Langsam, aber sicher müssen wir uns entscheiden: Welche Krisenregion wollen wir mit unserem Sommerurlaub unterstützen? Griechenland oder doch Kärnten? Vor seinem nächsten Treffen mit Finanzminister Hans Jörg Schelling sollte sich Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser vielleicht Rat bei der Regierung in Athen einholen. Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis können Kaiser sicher erklären, wie man bei lästigen Verhandlungen seinen Gläubigern den Nerv zieht.

Man könnte freilich auch in einem der glücklichsten Länder der Welt Urlaub machen. Das sind nach einer aktuellen Umfrage nämlich die Schweiz, Island und Dänemark. Allesamt allerdings eher kühl. Will man es im Urlaub richtig warm und dazu noch glücklich haben, muss man bis nach Australien fliegen (Platz zehn). Österreich ist immerhin auf Nummer 13 unter den Glücksländern. Eine Krisenregion zu unterstützen und in ein vergleichsweise glückliches Land zu fahren klappt in Kärnten gar nicht so schlecht. Griechenland liegt übrigens nur auf Platz 102. Das strenge Deutschland – Austerität hin, Austerität her – auf Happy-Platz 26.

Während die USA auf Platz 15 der Statistik zu finden sind, dürfte Seattle in den letzten Tagen zur unglücklichsten Stadt der Welt abgestürzt sein. Denn am dortigen Grey Sloan Memorial Hospital hat eine Tragödie stattgefunden. Patrick Dempsey alias Doctor Shepherd ist in der Krankenhaus-Serie „Grey's Anatomy“ bei einem Unfall tödlich verunglückt. Für Patrick Dempsey, der ja inzwischen auch auf der großen Leinwand gut beschäftigt ist, dürfte sein Tod keine nennenswert negativen Auswirkungen haben. Vielleicht sogar im Gegenteil. George Clooney hat sein „Emergency Room“-Ende definitiv nicht geschadet. Eingefleischten Fans dürfte man aber nachhaltig die Freude verdorben haben.

Mit dem Serientod ist das ja so eine Sache. Serien, die etwas auf sich halten, bringen ihre Hauptfiguren ja aus Prinzip relativ rasch um. Je beliebter und wichtiger, desto schneller wird die Figur beseitigt. Bei „Game of Thrones“ hat dieser serielle Serientod inzwischen solche Ausmaße angenommen, dass – hat man eine Staffel versäumt – kaum mehr eine Person übrig ist, die man kennt. Das wird die „Grey's Anatomy“-Fans kaum glücklicher machen. Vielleicht hilft ja ein Urlaub in der Schweiz.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2015)

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